Beruflich auf zu neuen Ufern! Was tun, wenn die aktuelle berufliche Situation nicht passt?

9.10.2013 Mechthild Bruns Gespeichert in Berufsfindung, Erfolg im Beruf, Selbstsicherheit, Werte im Beruf 1 Kommentar »

Mechthild Bruns

© Mechthild Bruns

„Mit den Schafen kannst du leben, wie du willst.“ Das sagt Verena Jahnke, eine, die ihren Bürojob an den Nagel gehängt hat und doch lieber Schäferin wurde, so wie ihr Vater. (TAZ-Artikel „Dem Himmel so nah“ Reportage von Julia M. Amberger und Miquel Ferraz vom 01.10.2013, S.3; leider nicht kostenfrei online erhältlich)

Aus dem aktuellen Job möchten Viele lieber heute als morgen entfliehen. Doch häufig bleibt es dann beim Kopfkino der Möglichkeiten und beim Bilanzieren all der guten Gründe, warum eine berufliche Neuorientierung nicht geht. Damit sitzt man in der Falle und alles bleibt beim Alten. Eine fatale Abwärtsspirale ist oft die Folge. Unzufriedenheit im Beruf kann zu allgemeiner Übellaunigkeit, zu Gesundheitseinbußen und zum Verlust des Selbstwertgefühls führen.

Berufliche Unzufriedenheit hat allerdings ganz unterschiedliche Dimensionen und die vielfältigsten Gründe. Nicht immer ist ein neuer Arbeitsplatz oder gar eine ganz neue berufliche Ausrichtung die Lösung. Um dies zu klären, ist man also gut beraten, die Gründe für die eigene Unzufriedenheit herauszufiltern.

Ich möchte einige Beispiele geben:

Die Grundsätzlichen

  • Ich habe als junger Mensch selbst nicht gewusst, welcher Beruf zu mir passt, und habe dann das gemacht, was einem die Eltern, die Lehrer oder andere geraten haben.
  • Ich habe mich für den Beruf hauptsächlich deshalb entschieden, weil ich annahm, dass der Beruf zukünftig gefragt sein würde und weil ich erhoffte, dass er mir voraussichtlich gute materielle Möglichkeiten und einen angemessenen Status verschaffen würde.
  • Ich habe für mich nicht geklärt, ob mir die Tätigkeiten wirklich liegen, ob ich sie gerne mache und ob sie mir Sinn und damit Zufriedenheit geben werden.
  • Mir wurde ein Job aufgezwungen, und ich habe keine Ideen, wie ich aus der Situation herauskommen kann.

Hier ist zu Klären: Wer bin ich? Was kann ich? Was ist mein berufliches Ziel? Welche Chancen habe ich? Was will ich tun, um Hürden zu überwinden?

Unpassende Rahmenbedingungen, die ich bei beruflichen Entscheidungen ausgeblendet habe

  • Ich habe einen Bürojob, obwohl ich lieber im Freien arbeite.
  • Ich arbeite hauptsächlich im Team, obwohl ich gerne und besser alleine arbeite.
  • Beruflich reise ich viel, doch ich bin heimatverbunden und ohne meine Familie und Freunde in der Nähe zu haben, bin ich nur „ein halber Mensch“.

Hier ist zu klären: In welcher Umgebung fühle ich mich so wohl, dass ich meine Leistungsfähigkeit voll entfalten kann und mit Freude bei der Sache bin? Was will ich tun, damit ich dies für mich erreiche?

Die Zusammenarbeit klappt nicht

  • Ich kann mich und die Ergebnisse meiner Arbeit nicht angemessen einbringen.
  • Ich komme mit meinem Chef nicht klar.
  • Die Kollegen liegen mir nicht.
  • Ich finde keinen guten Draht zu meinen Kunden.
  • Ich bin unzufrieden und gestresst und gehe nicht gerne zur Arbeit.

Hier ist zu klären:  Was kann ich tun, um mich und meine Arbeit zukünftig besser und selbstbewusster zu positionieren? Wie werde ich klarer, präsenter, stärker, erfolgreicher und zufriedener?

Es ist oft schwer, alleine die vielen Fakten zu sortieren und den passenden Ausweg aus einer scheinbar verfahrenen Situation zu finden. Damit es Ihnen gelingt, die Entscheidungen zu treffen und die Aktivitäten zu planen, die es Ihnen ermöglichen, sich in Ihrem Beruf am richtigen Platz zu fühlen, kann es hilfreich sein, einen vertrauenswürdigen Unterstützer zu finden. Dies kann auch ein erfahrener Berufscoach sein, der Ihnen – weniger mit guten Ratschlägen, als mit passenden Fragen – zur eigenen Klarheit verhilft.

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„Schuster bleib bei Deinen Leisten!“ Ein Lobgesang auf das Handwerk, auf Nachhaltigkeit und Lebensqualität

4.10.2012 Mechthild Bruns Gespeichert in Berufsfindung, Erfolg im Beruf, Werte im Beruf Keine Kommentare »

© Herbie – Fotolia.com

Die Zeit ist reif für einen Lobgesang auf meinen Schuster und damit auch auf vom Aussterben bedrohte Handwerksberufe.

Folgende Geschichte ist der Anlass: In der letzten Woche brachte ich ein Paar Schuhe zu meinem Schuster. Seit über zwanzig Jahren bin ich eine äußerst zufriedene Kundin in dieser kleinen Schuhmacherwerkstatt. Ein langjährig erfahrener Schuhmachermeister betreibt sie gemeinsam mit seiner Frau. In die Jahre gekommene Lieblingsschuhe, von denen ich mich nur ungern trennen möchte, werden geflickt, mit neuen Absätzen bestückt oder komplett mit neuem Innenfutter versehen. Alles geschieht mit freudigem Einsatz und großem handwerklichen Geschick.

Wenn ich im Laden bin, um Schuhe zu bringen oder abzuholen, gibt es häufig noch Gelegenheit zu einem anregenden Gespräch. So war es auch dieses Mal. Ich erfuhr von einem jungen Mann, seines Zeichens BWL-Student, der vor kurzem mit einem Computerausdruck in das Schuhmachergeschäft kam. Auf dem Ausdruck war ein von ihm designtes Schuhmodell abgebildet. Der Student hatte die Idee, dieses Paar Schuhe am nächsten Tag selber herzustellen. Bevor er sich an die Arbeit machen würde, wollte er von dem Wissens- und Erfahrungsschatz meines Schuhmachers profitieren und sich noch ein paar finale Ratschläge abholen. Hilfsbereit und klug, wie mein Schuhmacher nun einmal ist, holte er das wunderbare Buch von László Vass „Herrenschuhe handgearbeitet“  zur Veranschaulichung seiner Ausführungen unter der Ladentheke hervor. Und es dauerte nicht lange, bis dem jungen Mann klar wurde, was alles dazu gehört, um ein Paar solide Schuhe herzustellen. Noch im Geschäft verwarf er seinen Plan, zerriss seinen Entwurf und verabschiedete sich von seinem Vorhaben.

Auch wenn auf diese Weise sein Plan scheiterte, so konnte der Student in dieser Situation profitieren. Er nahm die Erkenntnis mit, wie anspruchsvoll und vielseitig ein Handwerksberuf sein kann und welchen Wert die hergestellten Produkte haben können.

Die Geschichte zeigt: Das Wissen um den Wert des Handwerks geht in unserer globalisierten Welt, in der nicht nur Schuhe, sondern Güter aller Art in Massen, vornehmlich in Asien produziert werden, mehr und mehr verloren. „Die Chinesen produzieren mehr als 60% aller Schuhe dieser Welt. Das sind unfassbare 12,5, Milliarden Paar. Zusammen mit Indien und Vietnam kommen aus diesen Ländern mehr als 75%. Diese … Konzentration hat unter anderem zur Folge, dass es in allen anderen Ländern … verhältnismäßig schwierig geworden ist, das Schuhmacher-Handwerk zu erlernen.“ (Das Zitat stammt von Heini Staudinger aus dem GEA-Album Nr. 64, Herbst 2012.) Wie ich erfahren habe, gibt es in diesem Jahr in München nur zwei neue Auszubildende im Schuhmacherhandwerk.

Ich bedauere das zutiefst, und wünsche mir, dass dieses und andere vom Aussterben bedrohte Handwerksberufe Überlebenschancen haben und wieder mehr junge Menschen diesen oder andere traditionelle Handwerksberufe erlernen. Möglicherweise auch deshalb, weil ich als kleines Mädchen häufig in der Werkstatt meines Großvaters gewesen bin. Er war gestandener Sattler- und Polstermeister – auch ein Handwerk, das nicht erst seitdem ein Schwedisches Möbelhaus den Markt erobert hat, mehr und mehr verschwindet.

Mein Wunsch mag als romantische Träumerei oder purer Konservativismus gewertet werden. Allerdings träume ich diesen Traum nicht allein. Aus meiner Coaching-Praxis und auch als Mutter einer achtzehnjährigen Tochter weiß ich, dass es nicht wenige junge Leute gibt, die sich einen Beruf wünschen, in dem sie handwerkliche Tätigkeiten ausüben können, durch die qualitativ hochwertige und damit ressourcenschonende Produkte hergestellt werden. Sie suchen in der Arbeit genau das, was der Hirnforscher Gerald Hüther in der letzten Ausgabe von „Berufsziel“  (Verlagsbeilage in der Süddeutschen Zeitung) zu den „drei Prämissen für ein gesundes Leben“ zählt: „Verstehbarkeit, Gestaltbarkeit (und) Sinnhaftigkeit“.

Damit einhergehend nehme ich ein allgemein zunehmendes Verlangen nach ehrlichen Produkten und solider handwerklicher Arbeit wahr. Viele Menschen sind den Konsum billigster Wegwerfware leid. Hier könnte sich ein wachsender Markt für hochwertige Handwerksprodukte ergeben. Geschäfte wie „Manufactum“ & Co haben sich bereits mit dem Angebot solcher Produkte etabliert. Stimmt diese Wahrnehmung, könnte das die zukünftige Beschäftigung junger Handwerker sichern.

Wie gut ist es auch, dass es jetzt schon gibt Menschen gibt, die mit viel Herzblut und Engagement auf das (Schuhmacher)-Handwerk setzen. Einer davon ist der, bereits oben zitierte, Österreicher Heini Staudinger. Er hat in der strukturschwachen Region „Waldviertel“, vor 30 Jahren eine Schuhmanufaktur vor dem Konkurs gerettet. Anfangs beschäftigte er zwölf Mitarbeiter. Heute sind es 120 Mitarbeiter, sechs davon erlernen dort gegenwärtig den Schuhmacherberuf. Dass er einen eigenständigen Weg, jenseits globaler Produktions- und Vertriebsstrategien geht, um wirtschaftliche Erfolge zu erzielen, versteht sich dabei schon fast von selbst. So kommt er ohne Akkordarbeit aus, setzt er auf Direktvermarktung und zahlt sich selbst einen geringeren Verdienst als seinen Mitarbeitern.

Das Beispiel Heini Staudingers macht mir Mut, an meinen Traum zu glauben, dass in Zukunft wieder vermehrt Menschen in sinnstiftender handwerklicher Arbeit, Qualitätsprodukte herstellen und damit für neue Lebensqualität sorgen. Ich meine: mit berechtigtem Stolz können diese Menschen dann auf das Ergebnis ihrer Arbeit blicken.

 

 

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Erfolgsgeschichten Teil 3: „11,50 Mark, davon musste ich noch drei Mark an den Techniker abgeben“

10.08.2012 Mechthild Bruns Gespeichert in Berufsfindung, Erfolg im Beruf, Selbstsicherheit, Werte im Beruf Keine Kommentare »

Wie wird man erfolgreich ohne sich zu verbiegen? Diese Frage beschäftigt mich spätestens seit dem ich entschieden habe, mich als Berufscoach selbständig zu machen. Ich habe in diesem Blog schon eine ganze Reihe von Beiträgen über Erfolgsgeschichten geschrieben – ermunternde und  tragische – alle nachzulesen unter der Kategorie „Erfolg im Beruf“ .

Heute füge ich die Geschichte von Kurt Krömer hinzu. Anlass ist das Interview, von Alexander Hagelüken und Hannah Wilhelm mit Kurt Krömer. Es wurde heute, am 10.08.2012, in der Süddeutschen Zeitung, Nr. 184 auf Seite 23 unter Der Rubrik „Geld“ veröffentlicht (leider nicht online verfügbar).

Für mich die wichtigste Botschaft des Interviews: sich selber mit aller Konsequenz treu zu bleiben, ist „die Chance“ erfolgreich zu werden. Kurt Krömer liefert uns ein Beispiel dafür.

Wir lesen: Seine erste Gage betrug 11,50 Mark und „… davon musste ich noch drei Mark an den Techniker abgeben“. Und sein Weg war, wie viele andere Lebenswege auch, ganz bestimmt kein geradliniger. Angefangen hat er mit einer Lehre als Kaufmann. In seiner unverwechselbaren Art sagt Kurt Krömer darüber im Interview: „Ich habe mit sechzehn eine Ausbildung angefangen und dann mit siebzehn erfolgreich abgebrochen. Ich sah meinen ganzen Lebenslauf schon vor mir: Ausbildung, ein paar Jahre im Betrieb, dann zu Karstadt, zum Abteilungsleiter hocharbeiten. Das machte mir Angst. Ich wollte nicht wissen, was mich die nächsten 40 Jahre erwartet.“ 

Danach hat er auf seine Weise weitergemacht. Auch wenn ihm im Winter das Gas abgestellt wurde und er zum Duschen ins Schwimmbad gehen musste. Übrigens hat auch Hemingway auf seinem Weg zum Erfolg gefroren. Das habe ich gerade in seinem Buch „Paris – ein Fest fürs Leben“ gelesen.

Es hat wohl eine Weile gedauert, bis Kurt Krömer begriffen hat, dass es seine Erlebnisse des Scheiterns sind, von denen die Leute etwas erfahren wollen und worüber sie lachen können. „Es sprach die einfachen Leute und andere Künstler an, die auch den Gerichtsvollzieher kannten.“

Die bisherige Geschichte Kurt Krömers tut richtig gut und macht Mut. Gerade jetzt, wo wieder einmal fast alle meine Coaching-Aktivitäten im Sommer-Sonnenloch ruhen.

Ich wünsche Kurt Krömer aus rein egoistischen Motiven, dass es ihm gelingen wird, sich im Erfolg treu zu bleiben. Denn ich möchte auch demnächst noch gerne über ihn lachen.

 

 

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Doktor Allwissend macht´s möglich!

26.07.2012 Mechthild Bruns Gespeichert in Berufsfindung, Erfolg im Beruf, Innovative Personalarbeit Keine Kommentare »

Schon die Gebrüder Grimm wussten, dass es für die Gabe der Allwissenheit ein wenig übersinnliche Unterstützung braucht. Sie erzählen in Ihrem Märchen „Doktor Allwissend“  über einen armen Bauern, dem bei seiner Allwissenheit offensichtlich der Zufall zur Hilfe eilte und er, so scheinbar ganz ohne sein Zutun, alle von seiner Allwissenheit überzeugen konnte. Ist schon dieses Märchen ein Lesespaß, so gibt es jetzt, ganz zeitgemäß, auf YouTube „einen Schelm“, der sich Doktor Allwissend  nennt.

Dieser Doktor hat es drauf. Er ist wirklich schlau und weiß, dass wirkungsvolle Beratung nur ohne Ratschläge  funktioniert. Sein Erfolgsrezept: er nimmt sich selbst nicht so ernst und kommt deshalb mit Humor und paradoxen Verschreibungen daher.

Auf diese Weise ist es ihm gestern gelungen, meine Familie und mich zu fesseln. Aber wer sich dem Doktor anvertraut, sollte sich vorsehen – Suchtfaktor lauert!!! Und noch ein kleiner Haken: nichts ist umsonst. Und so besteht seine Behandlungsgebühr in einem vorgeschalteten Werbespot, den man allerdings nach ein paar Sekunden überspringen kann.

Wen das nicht abschreckt, dem gebe ich hier eine kleine Auswahl an Themen, zu denen der Doktor etwas zu sagen hat:

Und hier noch ausnahmsweise ein kleiner Tipp: Wer dringend eine Botschaft an einen seiner Lieben hat, aber eigentlich schon weiß, dass sie ohne Wirkung verpuffen wird, der sollte sich Doktor Allwissend ins Haus holen – der macht´s dann möglich.

 

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Durchgefallen!!! Wieder einmal wird die Studierfähigkeit junger Leute infrage gestellt

16.07.2012 Mechthild Bruns Gespeichert in Berufsfindung, Erfolg im Beruf, Selbstsicherheit, Werte im Beruf Keine Kommentare »

© Stauke - Fotolia.com

 

Als hätte man es schon geahnt. Vor nicht einmal einem Monat haben die diesjährigen Abiturienten ihre Zeugnisse erhalten und schon werden seitens der Hochschullehrer Klagelieder über die mangelnde Studierfähigkeit der jungen Leute angestimmt. Ganz aktuell vertritt im Beruf & Chance Teil der aktuellen Wochenendausgabe der FAZ im Beitrag „Gute Selbstdarstellung, schlechte Sprachbeherrschung“ der Mediävist und ehemalige  Vorsitzende des Philosophischen Fakultätentages Gerhard Wolf diese Auffassung.

Eine Studie hat den vermeidlich beklagenswerten Zustand zu Tage gefördert. Demnach sollen unsere studierwilligen jungen Leute über „…mangelnde Kenntnisse der Grammatik, also Tempora, Casus, Modi und Syntax…“ verfügen. Ebenso wird „Schlechtschreibung“, bemängelt. Und „generell besteht eine mangelnde Fähigkeit, selbständig zu formulieren, zusammenhängende Texte selbständig zu schreiben und unterschiedliche Stilregister zu bedienen.“ „Es fehlt … an der Fähigkeit, bei Vorträgen oder Vorlesungen mitzuschreiben.“ „Selbst englische Texte werden nicht flüssig gelesen,…“ Und bedauert wird, dass „… Studenten unsicher sind, ob der Zweite Weltkrieg im 19. oder 20. Jahrhundert war.“

Man kann sich darauf verlassen: Klagen über mangelnde Ausbildungsfähigkeit, Studierfähigkeit und Berufseignung werden alljährlich von den jeweils für Lehre und Ausbildung Verantwortlichen gebetsmühlenartig angestimmt. Ich kenne das selbst seit meiner Jugend. Damals, als betroffene Schülerin und Studentin, hat dieses Klagen und Anzweifeln bei mir Beklommenheit ausgelöst. Das Gerede über die, meiner Bildungsgeneration attestierten Defizite, war durchaus in der Lage, mich als Kind aus nichtakademischem Elternhaus einzuschüchtern. Würde ich es wohl in den erlauchten Kreis der Studienabsolventen schaffen?

Heute machen mich diese Statements ärgerlich. Weil sie wahrgenommene Zustände beklagen, anstatt sie als Herausforderungen und zu bewältigende Aufgabenstellungen für sich selbst anzunehmen. Ich empfinde diese Haltung, den jungen Menschen gegenüber, als Snobismus und Machtgebaren. Und ich vermisse vielerorts die Freude an der pädagogischen Aufgabe. Wir brauchen doch all die jungen Leute als aufrechte, gut ausgebildete und fähige Zukunftsgestalter. Was haben wir Älteren ihnen nicht alles mitzugeben an Werten, Wissen und Können!

Dabei geht es auch anders. Und dafür gibt es wunderbare Beispiele. Großartigen Menschen und Künstlern ist es ein Bedürfnis junge Leute auszubilden, sie zu befähigen und mit ihnen Erfolge zu feiern. Das bekannteste Dokument hierfür ist wohl der Film „Rythm is it“. Und erst kürzlich zeigte Arte die Dokumentation „Tanzträume“. Jugendliche tanzten dort das Stück „Kontakthof“ von Pina Bausch. Pina Bauschs Aussagen im Film, zeugen davon, dass sie über jeden Zweifel an jungen Menschen erhaben ist. So sagt sie unter anderem: „Ich hab da ganz viel Vertrauen. Weil, was kann schon falsch sein. Die werden sich große Mühe geben und ich liebe die. Wenn was falsch ist, es macht gar nichts.“ Sie sagt auch, dass sie diese Arbeit mit den jungen Leuten glücklich macht. Damit unterscheidet sie sich wohl von all den Zweiflern in den Bildungsinstitutionen.

Vielleicht braucht es zuerst einmal eine, von Vertrauen geprägte Haltung, damit sich Leistungsfähigkeit entfalten kann. Wann werden die Akteure mit Bildungsauftrag das endlich verstehen?

 

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Abi geschafft – was kommt danach? Zustandbeschreibung einer betroffenen Mutter

27.06.2012 Mechthild Bruns Gespeichert in Berufsfindung, Erfolg im Beruf, Richtig bewerben, Schöne neue Berufswelt, Urlaub und Muße 1 Kommentar »

© DOC RABE Media - Fotolia.com

Am letzten Freitag wurden die Abitur-Ergebnisse bekanntgegeben. Geschafft! Eine meiner Töchter ist nun durchs vieldiskutierte G8 gekommen. Mutter einer Abiturientin zu sein, das fühlt sich richtig gut an! Für kurze Zeit, denn da war doch noch was?

Ja richtig, jetzt geht es um ihren weiteren Weg. Und der ist nun nicht mehr durch das „Übertrittszeugnis“, die Berechtigung für eine von drei Schultypen bestimmt (in meinen Augen auch ein Irrwitz – aber das ist hier und heute nicht mein Thema).

Jetzt geht es um das, was nach dem Abi kommt. Und da haben all diejenigen wohl schlechte Karten, die bis jetzt nicht wissen, wie es nach der Schule weitergeht. Und dazu gehört auch meine Tochter. Also geht es jetzt darum, sich blitzschnell zu entscheiden. Die Wahl aus einer Vielzahl an Möglichkeiten und der damit verbundene Marsch durch den Dschungel an Reglementierungen, ist zu bewältigen. Um nur einige zu nennen:

  • Will man Studieren, dann geht es um den Abi-Schnitt, die Einhaltung der Bewerbungsfrist am 15.Juli und in vielen Fällen um die Vorbereitung auf ein Eignungsfestellungsverfahren (was für ein Wort!). Als hätten die jungen Leute nicht schon bewiesen, dass sie nach all dem, was hinter ihnen liegt, etwas leisten wollen.
  • Möchte man in diesem Jahr noch ein freiwilliges soziales Jahr machen, hat man in den meisten Fällen wohl Pech gehabt. Die Bewerbungsfristen sind schon längst verstrichen. Da gibt es vielleicht noch einige Restplätze – das war´s.
  • Möchte man erst mal ein Praktikum machen und sieht sich in den Stellenbörsen um, ist man schier erschlagen von der Fülle der Angebote. Es entsteht sogar der Eindruck, dass der deutsche Arbeitsmarkt zurzeit zu 80% aus Praktikantenstellen besteht (vielleicht eine Übertreibung, aber nur eine leichte). Leider auch hier wieder Fehlanzeige, denn diese Stellen werden natürlich nur an Studenten mit einschlägigen Vorerfahrungen vergeben – hätte man sich ja auch denken können.

Aber, was mache ich da gerade? Ist das alles etwa mein Problem? Ich bin die Mutter und nicht die Abiturientin! Meine Tochter ist volljährig, kann selbst entscheiden. Warum mache ich mir einen Kopf?

Ja, ich habe mich tatsächlich dabei erwischt, dass ich sofort nach der letzten Prüfung den einen oder anderen klugen Rat nicht unterdrücken konnte. Natürlich habe ich auch selbst recherchiert, wie es nun weitergehen kann. Dabei wurden die Schüler schon seit über einem Jahr bestens versorgt. Ein Schwall von Angeboten und Bewerbungstipps ging auf sie nieder. Insbesondere tausende private Hochschulen, boten auf Hochglanzpapier ihre, oft sonderbaren, Studienmöglichkeiten an. Ist ja klar. Sie müssen ja schließlich gute Renditen einfahren.

Also aufgepasst, Mutter!!! Gute Ratschläge sind im Moment deplatziert. Ich muss sie schon aushalten können, die 100% Frage von allen, die wissen, dass ich die Mutter einer Abiturientin bin. Das muss meine Tochter ja schließlich auch. Welche Frage? Ist doch klar – oder?

Was ist denn nun meine Aufgabe? Was ist hier hilfreich und gut? Ich weiß es doch eigentlich und habe schon mehrmals darüber geschrieben. (Wer will, kann es unter der Kategorie „Urlaub und Muße“ in diesem Blog nachlesen.)

Jetzt geht es für meine Tochter erst einmal um Entspannung, um Erholung und natürlich auch ums Feiern. Dazu wird die ganze Familie auf dem Abiball am Wochenende wohl ausgiebig Gelegenheit haben.

Und danach nehme ich mir vor, auf kluge Ratschläge weitestgehend zu verzichten. Nur hier und da werde ich ein wohldosiertes Unterstützungsangebot machen. Ob mir das gelingen wird?

 

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Welcher Beruf passt zu mir?(2) Durch Reisen und Begegnungen Klarheit gewinnen!

1.03.2012 Mechthild Bruns Gespeichert in Berufsfindung, Erfolg im Beruf, Selbstsicherheit 2 Kommentare »

Als begeisterte Bayern 2-Hörerin werde ich immer wieder durch die verschiedensten Beiträge angeregt. Ich fange dann an zu recherchieren, um mehr über die Themen zu erfahren. Oder ich habe plötzlich eine neue Idee, die ich verfolge. So ging es mir auch heute Morgen, als ich kurz nach acht in der „kulturWelt“ einen Beitrag über den Architekten John Pawson hörte, der anlässlich seiner Ausstellungseröffnung im Architekturmuseum der TU München gesendet wurde.

Besonders hellhörig wurde ich, als Pawson darüber sprach, wie er zu seinem Beruf gefunden hat. Er erzählte dort, dass er als junger Mensch nur wusste, dass er „…etwas anfangen und gestalten wollte –etwas Einfaches.“ Was ihm fehlte, war der Inhalt, der Sinn. Und es hat lange gedauert, bis er fündig wurde. Er war bereits über dreißig Jahre alt, als er zur Architektur fand. In der Zeit davor unternahm er viele Reisen, ließ die Vielfalt auf sich wirken und traf in Japan auf den Architekten Shiro Kuramata, der ihn in entscheidender Weise inspirierte. Über diese Begegnung sagt Pawson: „Da erkannte ich meinen inneren Weg. Mir wurde klar, dass ich auf diese Weise versuchen könnte, Räume zeitgemäß zu gestalten, so wie sie mir entsprechen und wie ich mich mit ihnen wohlfühle.“ Das Ergebnis sind Gebäude und Räume von außerordentlicher Klarheit.

Aus meiner eigenen Erfahrung und aus meiner Praxis als Berufscoach weiß ich, dass es nicht untypisch für junge Leute ist, wenn sie nicht wissen, welcher Beruf der passende für sie ist. Da ist es nur gut, nicht in Torschlusspanik zu geraten, oder wie wild alle erdenklichen, mehr oder weniger sinnvollen Qualifikationen und Zertifikate zu erwerben, weil man meint, dass es sonst ein für alle Mal zu spät ist „etwas zu werden“. Leider sind auch  Schulen und Hochschulen nicht immer hilfreich, wenn es darum geht, Erkenntnisse zu gewinnen, welcher Beruf passt.  Viel zu viele junge Menschen werden hier nachhaltig frustriert und begeben sich nach abgeschlossener Ausbidlung als angepasste Wesen auf Stellensuche. Jegliches Gespür, was zu einem passen könnte, ist abhanden gekommen. Da ist es wohltuend in der Januar-Ausgabe von „brand eins“ unter der Überschrift „Uni? Nein danke!“ zu lesen, dass sich in den USA  junge Menschen, den renommierten Hochschulen verweigern, weil sie nicht in der Schule, sondern im Leben lernen wollen. Und sie beweisen, dass es funktioniert.

Die eigene Sache selbst in die Hand zu nehmen, bietet die Möglichkeit sich frei zu machen, wenn unser Bildungssystem zunehmend selektiert, sanktioniert und reglementiert. Sich genug Zeit zu nehmen und sich vielfältige Erfahrungen und Begegnungen zu gönnen, sei es durch unterschiedliche Praktika, Reisen oder etwas anderes, bringt auf jeden Fall Erkenntnisgewinn. Gelingt es, auf diese Weise erfahrbar zu machen, wie und wo es auf den „inneren Weg“ geht, so führt das ganz sicher irgendwann zu dem Beruf, der Klarheit, Sinnstiftung und damit Erfüllung bietet. Dies wird am Beispiel von John Pawson beeindruckende Weise deutlich.

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„Gebt nicht auf – Ihr könnt was!“

7.12.2011 Mechthild Bruns Gespeichert in Berufsfindung, Erfolg im Beruf, Innovative Personalarbeit, Werschätzende Mitarbeiterentwicklung, Werte im Beruf Keine Kommentare »

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Kurz vor Weihnachten kommt nun ein Signal aus der Wirtschaft, auf das ich schon lange gewartet habe.

Wieder ist es Thomas Sattelberger, dem Personalvorstand und Arbeitsdirektor der Deutschen Telekom AG gelungen, sich  sich von den gängigen Statements vieler seiner Kollegen wohltuend abzusetzen. Diese werden nicht müde den Bildungsnotstand im Land nur zu beklagen. Hatte die Telekom durch Sattelbergers Initiative 2010 als erstes Dax- Unternehmen eine Frauenquote für ihr Management beschlossen, so macht er sich jetzt im heutigen Schwerpunktthema der TAZ stark für eine Wirtschaft, die im Rahmen einer neuen Bildungsoffensive gesellschaftliche Verantwortung übernehmen sollte. Auch wenn jetzt der eine oder andere Leser die zeitlich wohlplatzierte Marketingabsicht eines Personalvorstandes wittert, so bin ich der Meinung, dass es sich der Sache wegen lohnt, hier weiterzulesen.

Worum geht es Thomas Sattelberger? Zunächst einmal zeigt er sich besorgt über die Bildungssituation im Deutschland, weil die Finanzierung für 50.000 Studieninteressierte fehlt. Diese Sorge wird in Unternehmenskreisen auf breiter Ebene geteilt. Sein Unterscheidungsmerkmal ist ein anderes: wo Unternehmen gerne die Verantwortung der Politik und jedem Einzelnen zuschieben, will er auch die Unternehmen in die Pflicht nehmen. Das sind endlich neue Töne in seiner Zunft. Ich habe den Eindruck, hier hat einer die Zeichen der Zeit erkannt und macht sich für ein Umdenken stark.

Glaubwürdig werden seine ethischen Motive, über die er auch in einem Interview bei der Bertelsmann Stiftung spricht, durch Aktivitäten mit Signalwirkung. Hier nur zwei Beispiele was er in seinem Unternehmen angestoßen hat:

  • Schaffen von 1200 dualen Studienplätzen, bei denen das Unternehmen die Hälfte der Studienkosten trägt,
  • und die Übernahme von 150 Auszubildenden, die als nicht ausbildungsfähig galten.*

Gerade die zweite Initiative möchte ich etwas näher beleuchten, denn sie belegt, aus meiner Sicht, die aufgeklärte und verantwortungsvolle Einstellung. Sattelberger hat erkannt „…,dass ein Unternehmen die Vielfalt der Gesellschaft widerspiegeln muss.“, „… weil wir uns der sozialen gesellschaftlichen Verpflichtungen nicht entledigen können.“*, und vertritt die Überzeugung, dass

  • Menschen gelegentlich Unterstützung brauchen, um aus den gegebenen Begrenzungen herauszukommen,
  • auch junge Leute, die formal als nicht ausbildungsfähig gelten, über ausgeprägte Stärken und Talente verfügen,
  • Jugendliche, bei denen mal etwas schiefläuft, nicht aufgegeben werden dürfen, da auch sie bestimmte Stärken und einen Willen haben,
  • gängige Auswahlverfahren der Unternehmen, diese Begabungen und Qualitäten nicht transparent machen.*

Gerade der letzte Aspekt stimmt mich hoffnungsvoll. Denn mit der Erkenntnis, dass gegenwärtige Methoden der Personalarbeit häufig nicht greifen, wird der Blick frei für eine Personalarbeit, die sich nicht als verlängerter Arm für rein wirtschaftliche Unternehmensinteressen versteht. Sie kann damit als eine professionelle Unternehmensfunktion wirken, die weiß, wie Menschen ticken und die deshalb bestrebt ist, die Potenziale der Mitarbeiter zu erkennen und zu fördern. Sie hat verstanden, dass nur dies auf Dauer Chancen bietet, betriebswirtschaftliche und damit auch volkswirtschaftliche Erfolge einzufahren.

Abschließend möchte ich noch einmal Thomas Sattelberger zitieren, der all den abgewiesenen Jugendlichen und Abiturienten folgendes mit auf den Weg gibt:

Gebt nicht auf! Es gibt mehr und mehr Menschen, die mithelfen, dass ihr eine zweite und dritte Chance bekommt. Ich würde es für schädlich und schändlich halten, wenn wir in unserem Land zu verlorenen Generationen kämen.*

* Quelle : „Wir brauchen eine neue Offensive“, Interview mit Thomas Sattelberger von Christian Füller, Die Tageszeitung, 07.12.2011, Seite 4

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Schöne neue Berufswelt III – Welcher Beruf passt zu mir?

21.11.2011 Mechthild Bruns Gespeichert in Berufsfindung, Erfolg im Beruf, Schöne neue Berufswelt, Selbstsicherheit 2 Kommentare »

© Marek - Fotolia.com

„Wie finde ich heraus, was ich werden soll?“ dieser Artikel im „Beruf und Karriere-Teil“ der Süddeutschen Zeitung vom letzten Wochenende (19./20.November 2011, Seite V2/10; leider nicht online verfügbar) kommt gerade recht, um meine Reihe über die „schöne neue Berufswelt“ fortzusetzen. In dieser Kategorie schreibe über Themen, über die ich mich so richtig aufregen kann.

Worum geht es dieses Mal? Eine sechzehnjährige Gymnasiastin ist verunsichert, weil sie zwar ganz sicher weiß, was sie nicht werden will, aber keinerlei Ideen hat, welcher Beruf zu ihr passen könnte. Auch diverse Berufstests konnten ihr bislang keine hilfreiche Orientierung geben.

Hier weiß die Expertin für Berufsfragen Uta Glaubitz Rat. Aber anstatt zunächst einmal eine Ermunterung auszusprechen und zu würdigen, dass sich die Schülerin so aktiv auf die Suche nach dem, für sie passenden Weg begeben hat, wird ihr zunächst einmal eine Illusion geraubt. Frau Glaubitz klärt sie auf, dass Tests einem die Entscheidung nicht abnehmen, da sie lediglich das Bedürfnis befriedigen würden, die Verantwortung für sich selbst abzugeben. Das sitzt! Insbesondere deshalb, weil die Testgläubigkeit hierzulande kaum zu überbieten ist. Spätestens seit Pisa wird jeder Schüler förmlich mit Tests bombardiert. Nicht nur die Bildungssituation der Republik versucht man auf diese Weise immer wieder zu monitoren – ebenfalls wird die individuelle Leistung jedes Schülers, Schuljahr für Schuljahr zusätzlich zu den üblichen Leistungskontrollen, durch Jahrgangsstufentests beurteilt, so dass schon der Eindruck entsteht, dass mehr geprüft als gelernt wird.

Auch die respektablen Fähigkeiten, die die Schülerin mitbringt, wie Kreativität, Organisationstalent, sprachliche Ausdrucksfähigkeit, Durchhaltevermögen und einiges mehr, werden lapidar als „Grundvoraussetzungen“ für interessante Berufe eingestuft. Da weiß sie also gleich, dass es schon etwas mehr sein muss, um den heutigen beruflichen Anforderungen gerecht zu werden.

Deutlich wird der jungen Frau klargemacht, welche Spielregeln heute beherrscht werden müssen, um sich als Einsteigerin im hart umkämpften Markt erfolgreich zu positionieren. Sie wird darauf hingewiesen, dass sie es sich nicht leisten kann „unorganisiert zu sein und komplizierte Zusammenhänge nicht zu begreifen“. Auch die Fähigkeit zur Kreativität in allen Lebenslagen muss mit dem richtigen Training erworben werden.

Als nächstes wird der Schülerin mitgeteilt, welches Engagement von ihr erwartet wird, damit Einstiegschancen in einen journalistischen Beruf bestehen. Frau Glaubitz schreibt dazu:

„Es gibt immer die Chancen, die man sich erarbeitet. Wenn Sie Politik oder Volkswirtschaft studieren, Uniradio machen und nebenbei für einen Fernsehsender jobben, dann erarbeiten Sie sich damit Chancen auf ein journalistisches Volontariat“.

Zum Schluss dann quasi eine Ermahnung, nach dem Schulabschluss bloß nicht dies und das auszuprobieren oder gar eine Reise zu unternehmen, die in keinem plausiblen Kontext zum zukünftigen Beruf steht. Erst muss man sich entscheiden, was aus einem werden soll.  Und danach lautet die Ansage: zielstrebig auf den Traumjob hinzuarbeiten.

Beim Lesen dieser Ratschläge könnte man meinen, hier hat jemand im Rahmen einer Glosse extra dick aufgetragen, um auf den Irrsinn der heutigen Situation beim Berufseinstieg aufmerksam zu machen – doch leider war alles ernst gemeint.

Welchen Nutzen kann die Schülerin nach der Lektüre dieser Empfehlungen für sich verbuchen?

Sicher weiß sie jetzt, dass sie sich weiter am Riemen reißen muss, dass ihr nichts geschenkt wird, dass sie sich ihre Chancen erarbeiten muss und vor allem, dass es jetzt dringend Zeit für die ultimative Entscheidung ist, wohin die berufliche Reise gehen soll.

Ist das hilfreich? Ich bin nicht davon überzeugt!

Da eine Schulkarriere in Deutschland zunehmend weniger Möglichkeiten bietet, die eigenen Neigungen herauszufinden und zu erproben, kann es gut sein, sich nach der Schule eine Orientierungsphase zu gönnen und durchaus dies und das auszuprobieren, um festzustellen, was einem liegt und was nicht.

Darüber hinaus, befinden sich Berufe heute einem permanenten Wandel, so dass es sowieso ratsam ist, die weitverbreitete Sichtweise über Bord zu werfen, dass man nach dem Schulabschluss eine definitive Entscheidung für ein Berufsziel treffen muss. Meine Botschaft: sich keinen Entscheidungsstress zu diesem Zeitpunkt zu machen. Viel wichtiger scheint es mir zu sein, überhaupt erst einmal Entscheidungsfähig zu werden. Dazu kann wiederum die erwähnte Erprobung verschiedener Arbeitsfelder dienen.

Von besonderer Bedeutung aber scheint mir die Frage zu sein, wie authentisch und souverän man in einer beruflichen Tätigkeit sein kann. Darum ist der gelungene Berufsfindungsprozess, so wie ich ihn verstehe, immer auch ein Selbstfindungsprozess. Hier ist es von Vorteil erst einmal zu entkrampfen und sich gegebenenfalls auch einige Schleifen zu erlauben, um seinen Platz im Berufsleben zu finden.

Damit rechtzeitig zu beginnen, lohnt sich wirklich, wenn man nicht wie Miriam Meckel, erst nach vierzig Jahren zu folgender Erkenntnis gelangen will: „Um zu begreifen, dass ich in manchem nur eine Rolle spiele, dass ich mein Leben nach den Vorgaben anderer ausrichte, nach der Gesellschaft, in der ich lebe – und dass mich das ziemlich unglücklich gemacht hat.“ Mit Miriam Meckel teile ich die Meinung, dass es doch nur um eines gehen kann: ich selbst zu sein. Sich dies zu ermöglichen, ist das alles entscheidende Kriterium für einen Beruf, der zu mir passt.

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