Welcher Beruf passt zu mir?(2) Durch Reisen und Begegnungen Klarheit gewinnen!

Als begeisterte Bayern 2-Hörerin werde ich immer wieder durch die verschiedensten Beiträge angeregt. Ich fange dann an zu recherchieren, um mehr über die Themen zu erfahren. Oder ich habe plötzlich eine neue Idee, die ich verfolge. So ging es mir auch heute Morgen, als ich kurz nach acht in der „kulturWelt“ einen Beitrag über den Architekten John Pawson hörte, der anlässlich seiner Ausstellungseröffnung im Architekturmuseum der TU München gesendet wurde.

Besonders hellhörig wurde ich, als Pawson darüber sprach, wie er zu seinem Beruf gefunden hat. Er erzählte dort, dass er als junger Mensch nur wusste, dass er „…etwas anfangen und gestalten wollte –etwas Einfaches.“ Was ihm fehlte, war der Inhalt, der Sinn. Und es hat lange gedauert, bis er fündig wurde. Er war bereits über dreißig Jahre alt, als er zur Architektur fand. In der Zeit davor unternahm er viele Reisen, ließ die Vielfalt auf sich wirken und traf in Japan auf den Architekten Shiro Kuramata, der ihn in entscheidender Weise inspirierte. Über diese Begegnung sagt Pawson: „Da erkannte ich meinen inneren Weg. Mir wurde klar, dass ich auf diese Weise versuchen könnte, Räume zeitgemäß zu gestalten, so wie sie mir entsprechen und wie ich mich mit ihnen wohlfühle.“ Das Ergebnis sind Gebäude und Räume von außerordentlicher Klarheit.

Aus meiner eigenen Erfahrung und aus meiner Praxis als Berufscoach weiß ich, dass es nicht untypisch für junge Leute ist, wenn sie nicht wissen, welcher Beruf der passende für sie ist. Da ist es nur gut, nicht in Torschlusspanik zu geraten, oder wie wild alle erdenklichen, mehr oder weniger sinnvollen Qualifikationen und Zertifikate zu erwerben, weil man meint, dass es sonst ein für alle Mal zu spät ist „etwas zu werden“. Leider sind auch  Schulen und Hochschulen nicht immer hilfreich, wenn es darum geht, Erkenntnisse zu gewinnen, welcher Beruf passt.  Viel zu viele junge Menschen werden hier nachhaltig frustriert und begeben sich nach abgeschlossener Ausbidlung als angepasste Wesen auf Stellensuche. Jegliches Gespür, was zu einem passen könnte, ist abhanden gekommen. Da ist es wohltuend in der Januar-Ausgabe von „brand eins“ unter der Überschrift „Uni? Nein danke!“ zu lesen, dass sich in den USA  junge Menschen, den renommierten Hochschulen verweigern, weil sie nicht in der Schule, sondern im Leben lernen wollen. Und sie beweisen, dass es funktioniert.

Die eigene Sache selbst in die Hand zu nehmen, bietet die Möglichkeit sich frei zu machen, wenn unser Bildungssystem zunehmend selektiert, sanktioniert und reglementiert. Sich genug Zeit zu nehmen und sich vielfältige Erfahrungen und Begegnungen zu gönnen, sei es durch unterschiedliche Praktika, Reisen oder etwas anderes, bringt auf jeden Fall Erkenntnisgewinn. Gelingt es, auf diese Weise erfahrbar zu machen, wie und wo es auf den „inneren Weg“ geht, so führt das ganz sicher irgendwann zu dem Beruf, der Klarheit, Sinnstiftung und damit Erfüllung bietet. Dies wird am Beispiel von John Pawson beeindruckende Weise deutlich.

Tags: , , , ,


Sie können einen Kommentar hinterlassen, oder einen Trackback von Ihrer eigenen Seite setzen.

AddThis Social Bookmark Button

2 Kommentare zu “Welcher Beruf passt zu mir?(2) Durch Reisen und Begegnungen Klarheit gewinnen!”

  1. Liebe Frau Bruns,
    vielen Dank für den spannenden Artikel, von John Pawson hatte ich vorher noch gar nichts gehört. Sie sprechen wirklich ein Grundproblem an: Sich für einen Jobweg entscheiden zu müssen, wenn man vielleicht noch gar nicht weiß, was man will, nur eine vage Vorstellung hat. Das ist uns auf http://www.meinpraktikum.de schon häufig aufgefallen, dass auch gerade Praktika häufig als viel sinnvoller empfunden werden als jegliches Wissen über einen Berufszweig. Dann stellt man vielleicht plötzlich fest, dass sich PR toll anhört, aber in Wirklichkeit viel zu stressig für einen ist oder im Gegenteil, dass etwas faszinieren kann, was sich auf dem Blatt langweilig liest.

    Viele Grüße aus Bochum,
    Lena

  2. Das Problem bei der Berufssuche ist immer, dass man keinen Beruf richtig kennt. Den einzigen Beruf den man hautnah erlebt, ist der Beruf der Eltern und des Lehrers. Deshalb entscheiden sich auch immer mehr Schüler, auf Lehramt zu studieren.
    Um andere Berufszweige kennenzulernen sollte man allerdings am besten immer ein Praktikum machen. Dann sieht man wenigstens in etwa, was einen bei diesem Beruf erwartet.

Hinterlasse einen Kommentar