Wie Wertschätzung im Unternehmen Mitarbeiter in Höchstform bringt und Kunden glücklich macht

16.01.2012 Mechthild Bruns Gespeichert in Erfolg im Beruf, Innovative Personalarbeit, Werschätzende Mitarbeiterentwicklung Keine Kommentare »

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Meine Töchter und ich haben neulich beim Shoppen einen wunderbaren Laden entdeckt. Dieses Geschäft hat uns verzaubert, und wir können seitdem der Versuchung nicht widerstehen, dort immer wieder einzukaufen. Ich musste nicht lange überlegen, um darauf zu kommen, was unsere Begeisterung ausgelöst hat: In diesem Laden herrscht ein guter Geist. Spürbare Wertschätzung als tragendes Element wurde für mich an verschiedenen Punkten sichtbar:

  • als Kundin: Wir hatten eine Reklamation. Völlig unkompliziert wurde das defekte Teil nicht eingeschickt, sondern sofort umgetauscht.
  • bei den Mitarbeitern: sie scheinen dort alle sehr gern zu arbeiten, sind immer freundlich und fröhlich, arbeiten geschickt Hand in Hand, wirken selbstbestimmt und selbstorganisiert, können entscheiden, ohne sich beim Chef rückversichern zu müssen.
  • bei den Geschäftsführern: Sie sind zwar nicht vor Ort, treten dennoch quasi persönlich in Erscheinung. So erhielten wir bei einem Weihnachtseinkauf eine Weihnachtskarte mit ihren persönlichen Grüßen. Geradezu begeistert hat mich eine Stellenanzeige, die im Laden – einfach an eine Wand gepinnt – zu lesen war. Der freundlich, unverkrampfte Ton, in dem man eingeladen wurde, mit dabei zu sein, war bestechend.

Mein Resümee: Hier machen die Geschäftsführer – zwei junge Menschen – vor, wie wertschätzende Unternehmensführung funktioniert. Der Erfolg gibt ihnen recht.

Dieses erfreuliche kleine Beispiel wertschätzender Mitarbeiter- und Unternehmensführung ist leider nicht die Regel. In der Zeitschrift „managerSeminare“ vom September 2009 wird in dem Beitrag  Vom Wert der Wertschätzung“ der Medizinsoziologe Johannes Siegrist zitiert, der diagnostizierte, dass „Unternehmen … im Bereich der Anerkennung und Wertschätzung oftmals sehr große Defizite“ haben. (S.23)

Zu diesem Schluss kommt auch, die im gleichen Beitrag erwähnte Studie des Kölner Instituts „Great Place to Work“ von 2007. Sie wurde vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales in Auftrag gegeben. Im Zuge dieser Studie wurden 37.000 Mitarbeiter aus 314 Unternehmen befragt. Das Ergebnis: „Die Mitarbeiterorientierung in den Unternehmen – von kompetenter Führung über Fairness bis hin zur Förderung von Teamgeist – wird nur von rund der Hälfte der Beschäftigten positiv wahrgenommen. Zu den besonders kritischen Einzelaspekten gehört die Anerkennung durch die Führungskräfte: Lediglich 36 Prozent der Beschäftigten fühlen sich anerkannt.“

Diese Aussagen korrespondieren damit in fataler Weise mit der, von mir bereits in einem früheren Beitrag erwähnten „Gallup-Studie“. Diese ergab folgendes: nur „13 Prozent der Befragten arbeiten engagiert und motiviert, 67 Prozent machen Dienst nach Vorschrift und 20 Prozent haben sogar bereits die innere Kündigung vollzogen.“ In der Studie heißt es weiter, dass „…der deutschen Wirtschaft durch fehlende oder nur geringe emotionale Bindung der Beschäftigten zu ihrem Unternehmen Kosten in Höhe von 16,2 Milliarden Euro im Jahr – nur aufgrund von Fehlzeit, entstehen.“ Spätestens hiermit dürfte der Zusammenhang zwischen Wertschätzung und Wertschöpfung überdeutlich werden.

„Great Place to Work“ fasst auf ihrer Homepage die entscheidenden Faktoren für Arbeitsplatzqualität zusammen:

  • qualifiziertere Bewerbungen für offene Stellen,
  • geringere Personalfluktuation,
  • Reduzierung der betrieblichen Gesundheitskosten,
  • höhere Kundenzufriedenheit und Kundenbindung,
  • größere Innovationskraft, Kreativität und Risikofreude,
  • höhere Produktivität und Wirtschaftlichkeit.

Ich meine: Nach diesen Argumenten fällt es schwer, wertschätzende Mitarbeiterführung weiterhin als unnützes „Gedöns“ abzutun. Und mein neuer Lieblingsladen macht allen Ungläubigen vor, wie es geht.

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Klein anfangen – so haben die guten Vorsätze eine Chance!

3.01.2012 Mechthild Bruns Gespeichert in Allgemein, Erfolg im Beruf, Werte im Beruf Keine Kommentare »

Foto: privat

Warum diese Überschrift? Das Jahr ist jung und der Mut durch ein paar freie Tage noch völlig ungebrochen. Da möchte man meinen, jetzt sei die beste Gelegenheit für große Ziele und gute Vorsätze. Diese Annahme ist leider falsch. „Die Zeit“ zitiert unter dem Titel „Jetzt klotze ich mal so richtig ran“ eine Studie, die uns vor Augen führt, dass 80% aller guten Vorsätze nicht umgesetzt werden, ein Viertel davon scheitern bereits in der ersten Woche des neuen Jahres.

Warum tappen viele von uns trotzdem immer wieder in diese Falle? Die Frage ist nicht leicht zu beantworten. Es kann viele Gründe geben. Möglicherweise sind die Vorsätze zu groß und übersteigen den eigenen Energiehaushalt, machen Mühe und/oder erfordern Mut.

Das ist gefundenes Fressen für den inneren Schweinehund, aber auch für die einschlägigen Gazetten. Durch sie werden wir, in alljährlich wiederkehrenden Beiträgen, mit allen verfügbaren guten Ratschlägen versorgt, die uns dabei helfen sollen, unser Ziel doch noch zu erreichen. Hier nur zwei Beispiele „Der Stern“: „So erreichen Sie Ihre Ziele“ und „Brigitte“ „Gute Vorsätze“ .

Eine erfreuliche Unverkrampftheit gegenüber den guten Vorsätzen legt Hatice Akyün in Ihrer Kolumne „Gute Vorsätze reichen nicht“ im Berliner „Tagesspiegel“ an den Tag. Sie bringt den Sachverhalt mit einem Ausspruch Ihres Vaters treffend auf den Punkt: „„Cehennemin yolu iyi niyet taslariyla döselidir“ – der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert.“ Darüber hinaus schreibt Hatice Akyün noch etwas sehr Wesentliches: „Vorsätze sollten so zielgerichtet sein, dass sie auch Wirkung entfalten. Nicht nur die eigene Befindlichkeit betreffend, sondern auch dort, wo man mit kleinen Dingen etwas bewirken kann.“

Meine Meinung: Vorsätze müssen passen – zur eigenen Person, zur aktuellen Situation, zu den jeweiligen Möglichkeiten. Und noch ein paar Bedingungen für den Erfolg:

  • Das Ziel ist attraktiv und herausfordernd.
  • Die Etappen zum Ziel sind eher klein proportioniert.
  • Die Umsetzung des Vorsatzes braucht den richtigen Zeitpunkt und dauert in der Regel eine gewisse Zeit.
  • Rückschläge sind möglich.
  • Der Weg zum Ziel ist freiwillig, wird also ohne jeglichen Widerwillen gegangen.
  • Freude ist das bestimmende Gefühl.

Ich möchte dies an einem kleinen Beispiel verdeutlichen:

Der erste Schnee hat für viele etwas Magisches. So ging es auch meiner damals vielleicht zehnjährigen Tochter. Der Garten war noch nicht ganz mit Schnee bedeckt. Aber es gab kein Halten mehr. Ein Schneemann wurde mit großem Eifer gebaut. Die Menge reichte gerade für ein etwa 40 Zentimeter hohes Männchen aus, das mit ihrem Sonnenhut ausgestattet wurde und einen putzigen Anblick bot. Gleich nach Vollendung, fotografierte sie es voller Freude und Stolz. Das Ergebnis ist auf dem Foto zu sehen.

Ich fasse zusammen: magische Anziehung (das heißt: Attraktivität der Ressourcen und des erwarteten Ergebnisses), mit Eifer zum Ziel, Freude am Tun, Stolz auf das Ergebnis – das kann der Stoff sein, mit dem gute Vorsätze eine Chance haben.

Ganz in diesem Sinne wünsche ich viel Glück und gutes Gelingen im neuen Jahr!

 

 

 

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„Gebt nicht auf – Ihr könnt was!“

7.12.2011 Mechthild Bruns Gespeichert in Berufsfindung, Erfolg im Beruf, Innovative Personalarbeit, Werschätzende Mitarbeiterentwicklung, Werte im Beruf Keine Kommentare »

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Kurz vor Weihnachten kommt nun ein Signal aus der Wirtschaft, auf das ich schon lange gewartet habe.

Wieder ist es Thomas Sattelberger, dem Personalvorstand und Arbeitsdirektor der Deutschen Telekom AG gelungen, sich  sich von den gängigen Statements vieler seiner Kollegen wohltuend abzusetzen. Diese werden nicht müde den Bildungsnotstand im Land nur zu beklagen. Hatte die Telekom durch Sattelbergers Initiative 2010 als erstes Dax- Unternehmen eine Frauenquote für ihr Management beschlossen, so macht er sich jetzt im heutigen Schwerpunktthema der TAZ stark für eine Wirtschaft, die im Rahmen einer neuen Bildungsoffensive gesellschaftliche Verantwortung übernehmen sollte. Auch wenn jetzt der eine oder andere Leser die zeitlich wohlplatzierte Marketingabsicht eines Personalvorstandes wittert, so bin ich der Meinung, dass es sich der Sache wegen lohnt, hier weiterzulesen.

Worum geht es Thomas Sattelberger? Zunächst einmal zeigt er sich besorgt über die Bildungssituation im Deutschland, weil die Finanzierung für 50.000 Studieninteressierte fehlt. Diese Sorge wird in Unternehmenskreisen auf breiter Ebene geteilt. Sein Unterscheidungsmerkmal ist ein anderes: wo Unternehmen gerne die Verantwortung der Politik und jedem Einzelnen zuschieben, will er auch die Unternehmen in die Pflicht nehmen. Das sind endlich neue Töne in seiner Zunft. Ich habe den Eindruck, hier hat einer die Zeichen der Zeit erkannt und macht sich für ein Umdenken stark.

Glaubwürdig werden seine ethischen Motive, über die er auch in einem Interview bei der Bertelsmann Stiftung spricht, durch Aktivitäten mit Signalwirkung. Hier nur zwei Beispiele was er in seinem Unternehmen angestoßen hat:

  • Schaffen von 1200 dualen Studienplätzen, bei denen das Unternehmen die Hälfte der Studienkosten trägt,
  • und die Übernahme von 150 Auszubildenden, die als nicht ausbildungsfähig galten.*

Gerade die zweite Initiative möchte ich etwas näher beleuchten, denn sie belegt, aus meiner Sicht, die aufgeklärte und verantwortungsvolle Einstellung. Sattelberger hat erkannt „…,dass ein Unternehmen die Vielfalt der Gesellschaft widerspiegeln muss.“, „… weil wir uns der sozialen gesellschaftlichen Verpflichtungen nicht entledigen können.“*, und vertritt die Überzeugung, dass

  • Menschen gelegentlich Unterstützung brauchen, um aus den gegebenen Begrenzungen herauszukommen,
  • auch junge Leute, die formal als nicht ausbildungsfähig gelten, über ausgeprägte Stärken und Talente verfügen,
  • Jugendliche, bei denen mal etwas schiefläuft, nicht aufgegeben werden dürfen, da auch sie bestimmte Stärken und einen Willen haben,
  • gängige Auswahlverfahren der Unternehmen, diese Begabungen und Qualitäten nicht transparent machen.*

Gerade der letzte Aspekt stimmt mich hoffnungsvoll. Denn mit der Erkenntnis, dass gegenwärtige Methoden der Personalarbeit häufig nicht greifen, wird der Blick frei für eine Personalarbeit, die sich nicht als verlängerter Arm für rein wirtschaftliche Unternehmensinteressen versteht. Sie kann damit als eine professionelle Unternehmensfunktion wirken, die weiß, wie Menschen ticken und die deshalb bestrebt ist, die Potenziale der Mitarbeiter zu erkennen und zu fördern. Sie hat verstanden, dass nur dies auf Dauer Chancen bietet, betriebswirtschaftliche und damit auch volkswirtschaftliche Erfolge einzufahren.

Abschließend möchte ich noch einmal Thomas Sattelberger zitieren, der all den abgewiesenen Jugendlichen und Abiturienten folgendes mit auf den Weg gibt:

Gebt nicht auf! Es gibt mehr und mehr Menschen, die mithelfen, dass ihr eine zweite und dritte Chance bekommt. Ich würde es für schädlich und schändlich halten, wenn wir in unserem Land zu verlorenen Generationen kämen.*

* Quelle : „Wir brauchen eine neue Offensive“, Interview mit Thomas Sattelberger von Christian Füller, Die Tageszeitung, 07.12.2011, Seite 4

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Schöne neue Berufswelt III – Welcher Beruf passt zu mir?

21.11.2011 Mechthild Bruns Gespeichert in Berufsfindung, Erfolg im Beruf, Schöne neue Berufswelt, Selbstsicherheit 2 Kommentare »

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„Wie finde ich heraus, was ich werden soll?“ dieser Artikel im „Beruf und Karriere-Teil“ der Süddeutschen Zeitung vom letzten Wochenende (19./20.November 2011, Seite V2/10; leider nicht online verfügbar) kommt gerade recht, um meine Reihe über die „schöne neue Berufswelt“ fortzusetzen. In dieser Kategorie schreibe über Themen, über die ich mich so richtig aufregen kann.

Worum geht es dieses Mal? Eine sechzehnjährige Gymnasiastin ist verunsichert, weil sie zwar ganz sicher weiß, was sie nicht werden will, aber keinerlei Ideen hat, welcher Beruf zu ihr passen könnte. Auch diverse Berufstests konnten ihr bislang keine hilfreiche Orientierung geben.

Hier weiß die Expertin für Berufsfragen Uta Glaubitz Rat. Aber anstatt zunächst einmal eine Ermunterung auszusprechen und zu würdigen, dass sich die Schülerin so aktiv auf die Suche nach dem, für sie passenden Weg begeben hat, wird ihr zunächst einmal eine Illusion geraubt. Frau Glaubitz klärt sie auf, dass Tests einem die Entscheidung nicht abnehmen, da sie lediglich das Bedürfnis befriedigen würden, die Verantwortung für sich selbst abzugeben. Das sitzt! Insbesondere deshalb, weil die Testgläubigkeit hierzulande kaum zu überbieten ist. Spätestens seit Pisa wird jeder Schüler förmlich mit Tests bombardiert. Nicht nur die Bildungssituation der Republik versucht man auf diese Weise immer wieder zu monitoren – ebenfalls wird die individuelle Leistung jedes Schülers, Schuljahr für Schuljahr zusätzlich zu den üblichen Leistungskontrollen, durch Jahrgangsstufentests beurteilt, so dass schon der Eindruck entsteht, dass mehr geprüft als gelernt wird.

Auch die respektablen Fähigkeiten, die die Schülerin mitbringt, wie Kreativität, Organisationstalent, sprachliche Ausdrucksfähigkeit, Durchhaltevermögen und einiges mehr, werden lapidar als „Grundvoraussetzungen“ für interessante Berufe eingestuft. Da weiß sie also gleich, dass es schon etwas mehr sein muss, um den heutigen beruflichen Anforderungen gerecht zu werden.

Deutlich wird der jungen Frau klargemacht, welche Spielregeln heute beherrscht werden müssen, um sich als Einsteigerin im hart umkämpften Markt erfolgreich zu positionieren. Sie wird darauf hingewiesen, dass sie es sich nicht leisten kann „unorganisiert zu sein und komplizierte Zusammenhänge nicht zu begreifen“. Auch die Fähigkeit zur Kreativität in allen Lebenslagen muss mit dem richtigen Training erworben werden.

Als nächstes wird der Schülerin mitgeteilt, welches Engagement von ihr erwartet wird, damit Einstiegschancen in einen journalistischen Beruf bestehen. Frau Glaubitz schreibt dazu:

„Es gibt immer die Chancen, die man sich erarbeitet. Wenn Sie Politik oder Volkswirtschaft studieren, Uniradio machen und nebenbei für einen Fernsehsender jobben, dann erarbeiten Sie sich damit Chancen auf ein journalistisches Volontariat“.

Zum Schluss dann quasi eine Ermahnung, nach dem Schulabschluss bloß nicht dies und das auszuprobieren oder gar eine Reise zu unternehmen, die in keinem plausiblen Kontext zum zukünftigen Beruf steht. Erst muss man sich entscheiden, was aus einem werden soll.  Und danach lautet die Ansage: zielstrebig auf den Traumjob hinzuarbeiten.

Beim Lesen dieser Ratschläge könnte man meinen, hier hat jemand im Rahmen einer Glosse extra dick aufgetragen, um auf den Irrsinn der heutigen Situation beim Berufseinstieg aufmerksam zu machen – doch leider war alles ernst gemeint.

Welchen Nutzen kann die Schülerin nach der Lektüre dieser Empfehlungen für sich verbuchen?

Sicher weiß sie jetzt, dass sie sich weiter am Riemen reißen muss, dass ihr nichts geschenkt wird, dass sie sich ihre Chancen erarbeiten muss und vor allem, dass es jetzt dringend Zeit für die ultimative Entscheidung ist, wohin die berufliche Reise gehen soll.

Ist das hilfreich? Ich bin nicht davon überzeugt!

Da eine Schulkarriere in Deutschland zunehmend weniger Möglichkeiten bietet, die eigenen Neigungen herauszufinden und zu erproben, kann es gut sein, sich nach der Schule eine Orientierungsphase zu gönnen und durchaus dies und das auszuprobieren, um festzustellen, was einem liegt und was nicht.

Darüber hinaus, befinden sich Berufe heute einem permanenten Wandel, so dass es sowieso ratsam ist, die weitverbreitete Sichtweise über Bord zu werfen, dass man nach dem Schulabschluss eine definitive Entscheidung für ein Berufsziel treffen muss. Meine Botschaft: sich keinen Entscheidungsstress zu diesem Zeitpunkt zu machen. Viel wichtiger scheint es mir zu sein, überhaupt erst einmal Entscheidungsfähig zu werden. Dazu kann wiederum die erwähnte Erprobung verschiedener Arbeitsfelder dienen.

Von besonderer Bedeutung aber scheint mir die Frage zu sein, wie authentisch und souverän man in einer beruflichen Tätigkeit sein kann. Darum ist der gelungene Berufsfindungsprozess, so wie ich ihn verstehe, immer auch ein Selbstfindungsprozess. Hier ist es von Vorteil erst einmal zu entkrampfen und sich gegebenenfalls auch einige Schleifen zu erlauben, um seinen Platz im Berufsleben zu finden.

Damit rechtzeitig zu beginnen, lohnt sich wirklich, wenn man nicht wie Miriam Meckel, erst nach vierzig Jahren zu folgender Erkenntnis gelangen will: „Um zu begreifen, dass ich in manchem nur eine Rolle spiele, dass ich mein Leben nach den Vorgaben anderer ausrichte, nach der Gesellschaft, in der ich lebe – und dass mich das ziemlich unglücklich gemacht hat.“ Mit Miriam Meckel teile ich die Meinung, dass es doch nur um eines gehen kann: ich selbst zu sein. Sich dies zu ermöglichen, ist das alles entscheidende Kriterium für einen Beruf, der zu mir passt.

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„Morgen ist auch noch ein Tag.“ Über das Laster des Aufschiebens

1.11.2011 Mechthild Bruns Gespeichert in Erfolg im Beruf 1 Kommentar »

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„Morgen ist auch noch ein Tag.“ Dieses tröstliche Mantra sprechen sich viele von uns tagtäglich zu und verschieben anstehende Aufgaben und Projekte auf den nächsten Tag, die nächste Woche oder auf unabsehbare Zeit.

Aber auch mit gegenteiligen Sprüchen wie „Was Du heute kannst besorgen …“ ist die deutsche Sprache reich gesegnet. Sie sind uns gut bekannt und haben die Funktion, uns auf das Bedrohungspotenzial, das im aufschiebenden Verhalten liegt, aufmerksam zu machen. Doch obwohl den meisten von uns diese Sprüche in den Ohren klingeln dürften, genützt haben sie oft herzlich wenig. Das mag daran liegen, dass Appelle und Ratschläge in der Regel sowieso wirkungslos verpuffen.

Das Aufschieben, das auch als „Mañana-Syndrom“ oder „Last-Minute-Prinzip“ bezeichnet wird, ist ein weit verbreitetes Phänomen. So schätzt beispielsweise der amerikanische Psychologe William Knaus „…, dass etwa 90 Prozent aller College-Studenten immer wieder mal wichtige Pflichten aussitzen.“ (Quelle). Und das oft mit dem Phänomen verbundene Leiden ist so gravierend, dass es unter dem Begriff „Prokrastination“ zum Gegenstand wissenschaftlicher Forschung geworden ist.

Dieses leidige Verhalten begegnet mir nicht nur bei meinen Kunden immer wieder, sondern es ist auch mir selbst nur allzu gut bekannt. Und es hat unliebsame Folgen. So musste ich mich beispielsweise krankmelden, weil ich den Abgabetermin meiner Diplomarbeit nicht einhalten konnte. Das ist zwar schon lange her, aber auch heute schaffe ich es gelegentlich nicht, meine eigenen Terminvorgaben einzuhalten – also Grund genug, um darüber an dieser Stelle zu schreiben.

Gerne würde ich natürlich in diesem Beitrag für alle Leidensgenossen ein paar unterstützende Hinweise geben.
Allerdings handelt es sich bei der „Aufschieberitis“, wie schon erwähnt, um ein Syndrom – also, um einen sehr vielschichtigen Sachverhalt. Deshalb muss ich zunächst leider alle enttäuschen, die an dieser Stelle auf ein, für sie garantiert wirksames Rezept zur Überwindung ihres eigenen Aufschiebeverhaltens gehofft hatten.

Grund dafür: die Vielfalt der vermuteten Ursachen. Einige davon sind auf einer überaus aufschlussreichen Internetseite zum Thema „Prokrastination“ aufgeführt:

  • Idole und abschreckende Beispiele
  • Perfektionismus
  • hohe Ablenkungsbereitschaft
  • geringe Wichtigkeit und Bedeutung
  • Akzeptanz fremder Anforderungen
  • Unklare Anforderungen
  • Unfähigkeit
  • Angst vor dem Neuen
  • Versagens- oder Entscheidungsängste.

Diese Ursachenvielfalt verweist zwingend auf die Notwendigkeit individueller Lösungswege.

So kann ich hier auch nur schildern, wie ich selbst mein Problem heute auf ein erträgliches Maß reduziert habe:

  • nur so viel planen, wie ich tatsächlich schaffen kann (Früher hätte mein Tag mehr als 24 Stunden gebraucht.)
  • jede Aufgabe in meinen Outlook-Kalender eintragen (Auch die trivialsten Aufgaben brauchen Zeit. Ich hatte das nicht berücksichtigt und geriet so schnell ins Hintertreffen.)
  • alle erledigten Aufgaben im Kalender markieren (Das macht die erzielten Erfolge sichtbar und wirkt sich damit positiv auf das Wohlbefinden aus. Früher hatte ich oft das Gefühl, zu wenig oder gar nichts erledigt zu haben.)

Allerdings lässt sich meine wichtigste Erfahrung, die mich heute trägt und zunehmend sicherer macht, mit der, Aristoteles zugeschriebenen Weisheit zusammenfassen:

„Der Anfang ist die Hälfte des Ganzen.“

Gelingt es, eine Aufgabe anzugehen und sich ihr mit aller Aufmerksamkeit zu widmen, dann bereitet oft schon die Tätigkeit selbst große Freude. Die Lösungswege, die mir vorher so viel kopfzerbrechen bereitet haben, sprudeln dann wie von selbst. Und das erzielte Ergebnis ist dann noch zusätzlicher Lohn. Das ist der Fall, weil die Erinnerung an eine erfüllte Tätigkeit nicht spurlos verpufft, sondern sich in diesem vorzeigbaren Ergebnis materialisiert.

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Gründungswillige können wieder durchstarten!

17.10.2011 Mechthild Bruns Gespeichert in Allgemein, Erfolg im Beruf Keine Kommentare »

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Es tut gut, wenn sich wider Erwarten etwas zum Positiven wendet!

In meinem letzten Blog- Beitrag  „Schöne neue Berufswelt II –Gründer brauchen zukünftig noch mehr Risikobereitschaft“ hatte ich über die Entscheidung des Bundestages vom 23.09. berichtet, den Existenzgründern sowohl die die Höhe des Gründungszuschusses als auch die Förderdauer empfindlich zu kürzen. Alles sah so aus, als würde das entsprechende Gesetz bereits zum 1. November 2011 in Kraft treten.

Nun hat das Ganze eine erfreuliche Wendung genommen, denn der Bundesrat hat das „Gesetz zur Verbesserung der Eingliederungschancen am Arbeitsmarkt“ am vergangenen Freitag, den 14.10. in den Vermittlungsausschuss verwiesen.

In der Pressemitteilung des Bundesrates vom 14.102011 heißt es dazu:

„Der Bundesrat hat heute das Gesetz zur Verbesserung der Eingliederungschancen am Arbeitsmarkt in den Vermittlungsausschuss verwiesen.

Das Gesetz, mit dem der Bundestag die Rechtsgrundlagen der aktiven Arbeitsmarktpolitik optimieren möchte, bedarf aus Sicht der Länder in einigen Punkten der Überarbeitung und Verbesserung.

So dürfe der Gründungszuschuss, bei dem es sich um ein erfolgreiches Instrument der Arbeitsförderung handele, nicht verkürzt oder verschlechtert werden. Die sogenannte Einstiegsqualifizierung wollen die Länder auf Dauer erhalten. Die bisherige Befristung des Anwendungsbereichs der Einstiegsqualifizierung wollen sie daher aufheben.

Zudem sei – vor dem Hintergrund weiterhin hoher Arbeitslosenzahlen bei Älteren – die Kürzung der Förderdauer des „Eingliederungszuschusses“ für ältere Arbeitnehmer ab 50 Jahren zu streichen.“

Also können alle, die beabsichtigen einen Gründungszuschuss zu beantragen, jetzt erst einmal aufatmen. Die bisherigen Bedingungen bleiben zunächst auf unbestimmte Zeit gültig.

 

 

 

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Schöne neue Berufswelt II – Gründer brauchen zukünftig noch mehr Risikobereitschaft

5.10.2011 Mechthild Bruns Gespeichert in Erfolg im Beruf, Schöne neue Berufswelt, Werte im Beruf Keine Kommentare »

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Am 23.09., also am Tag meines letzten Blog-Eintrags „Schöne neue Berufswelt“, fiel eine Entscheidung, die mich herausfordert, ein zusätzliches Kapitel unter der gleichen Überschrift zu schreiben. Denn durch diese Entscheidung werden ebenfalls Eigeninitiative und Selbstverantwortung statt unterstützt, gebremst und ignoriert. Ich kann mich erneut des Eindrucks nicht erwehren, dass in unserem Staat wieder einmal etwas in die absolut falsche Richtung läuft. Denn an diesem 23.09. entschied der Bundestag mit den Stimmen der CDU und der FDP über einschneidende Kürzungen beim Gründungszuschuss. Das entsprechende Gesetz wird voraussichtlich ab dem 1. November in Kraft treten.

Für Gründungswillige das Wichtigste zuerst: Um noch von der bestehenden Regelung zu profitieren, sollten sie sich beeilen und so schnell wie möglich bei der Bundesagentur für Arbeit Ihren Antrag auf Gründungszuschuss stellen.

Worum geht es konkret:
„Bislang haben Arbeitslosengeld-I-Bezieher, die ein geprüftes Gründungskonzept vorweisen, Anspruch auf finanzielle Förderung durch die Arbeitsagentur in der ersten Phase der Selbständigkeit. Sie erhalten neun Monate lang monatlich eine Unterstützung in Höhe ihres Arbeitslosengeldanspruchs sowie 300 Euro als Sozialversicherungspauschale. Bewährt sich die Gründung, können die Gründer für weitere sechs Monate mit jeweils 300 Euro gefördert werden. Nach dem Gesetzentwurf von der Leyens … (Anmerkung M.Bruns: Dieses Gesetzt wurde jetzt am 23.09. verabschiedet.), sollen sowohl Förderdauer als auch Förderhöhe sinken. Außerdem soll es künftig im Ermessen der Arbeitsagentur stehen, ob der Zuschuss gewährt wird.“(Quelle: faz.net)

Die Arbeitsministerin will mit der Gesetzesänderung bereits im Jahr 2012 eine Milliarde Euro einsparen. (Quelle: Zeit Online)
Und das obwohl der Gesetzentwurf sogar in den eigenen Reihen kritisiert wurde: Aus dem Bundeswirtschaftministerium hieß es, der Plan sei als einseitige Maßnahme „wirtschafts-und arbeitsmarktpolitisch fragwürdig“. (Quelle: faz.net)

Die überzeugendsten Gegenargumente liefert eine Studie des IAB, die belegt, dass der Gründungszuschuss eines der wirkungsvollsten Instrumente der Arbeitsmarktpolitik ist. Sie zeigt auf, dass knapp fünf Jahre nach Gründung immer noch zwischen 55 und 70 Prozent der Geförderten selbständig tätig sind. Weitere 20 Prozent befinden sich wieder in einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. (Quelle: Zeit Online) Die arbeitsmarktfördernde Wirkung wird nochmals verstärkt, wenn man bedenkt, dass Selbständige häufig wiederum Arbeitsplätze schaffen.

Soviel zu den Fakten. Was mich an der ganzen Sache besonders wütend macht, ist die Argumentation mit der die Gesetzesänderung seitens des  Arbeitsministeriums legitimiert werden soll. So hieß es, viele Arbeitslose gründeten aus der Not heraus ihr eigenes Unternehmen, um dann nur mit Mühe über die Runden zu kommen. Außerdem seien die Mitnahmeeffekte sehr hoch, denn viele hätten sich auch ohne staatliche Zuschüsse selbständig gemacht. (Quelle: Zeit Online) So kann man nur argumentieren, wenn man sehr, sehr weit von den Menschen entfernt ist, um die es geht.

Aus eigener Erfahrung als Existenzgründerin und Berufscoach kann ich sagen:

Menschen, die sich für die Selbständigkeit entscheiden

  • überwinden ihre Existenzängste,
  • nehmen ihre Sache selbstverantwortlich in die Hand,
  • beweisen Mut,
  • haben hervorragende Ideen
  • und sind in hohem Maße risikobereit.

Außerdem ist die Alternative eines sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisses nicht in jedem Fall die erfüllende Art des Broterwerbs. Es gibt für viele Menschen gute Gründe sich für die Selbständigkeit zu entscheiden. Der Ratgeberautor Andreas Lutz bringt sie im Beruf und Karriere-Teil der Süddeutschen Zeitung vom 1./2./3. Oktober 2011 (leider nicht online verfügbar) so wunderbar auf den Punkt: „Wenn Menschen sich nicht mehr auf feste Jobs bewerben, haben sie dafür gute Gründe. Und die haben in der Regel nichts damit zu tun, dass sie keine andere Chance mehr auf dem Arbeitsmarkt hätten. Die meisten Gründer wollen ihre Arbeitsschwerpunkte selbst bestimmen, politischen Ränkespielen in Unternehmen aus dem Weg gehen, flexibler sein oder keinen mürrischen Chef mehr haben, der unter Umständen geringer qualifiziert ist als sie selbst.“

In Punkto Gesetzesänderung gibt es jetzt keinen Weg zurück. Das Gesetz ist verabschiedet. Damit sind die Bedingungen unternehmerischer Initiative massiv erschwert. Das individuelle Risiko ist nochmals größer geworden. Viele werden sich nun nicht mehr trauen selbständig zu werden, möglicherweise mit dem Ergebnis, noch für längere Zeit auf staatliche Unterstützung angewiesen zu sein.

Da es keine wirklich plausiblen Gründe für diese gesetzliche Neuerung zu geben scheint, drängt sich mir der Verdacht auf, dass auch an dieser Stelle der Hebel der gesellschaftlichen Umverteilung angesetzt wurde. Gerade eben hörte ich in der Tagesschau ein Interview zum Vergleich der Lebensbedingungen 1951 und 2011. Die Tagesschau führte es mit dem Professor für empirische Sozialforschung an der Universität Konstanz Werner Georg. Er sagte dort folgendes:

„Am meisten Sorgen machen mir das Wegschmelzen der Mittelschichten, die Zunahme von Armut unter dem Einfluss der Globalisierung, die prekären Arbeitsverhältnisse, die durch Zeitarbeit geprägt sind. Wir gehen davon aus, dass nur noch etwa 70 Prozent der Menschen ‚normal‘ beschäftigt sind, der Rest befindet sich in fragilen Arbeitsverhältnissen.“

Vor dem Hintergrund dieser Einschätzung wird die Brisanz der Regierungsentscheidung nochmals deutlicher. Wann werden wir in diesem Land endlich wach und verschaffen unserem Unmut Gehör?

„We are the 99%“!!!

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Schöne neue Berufswelt – persönlicher Erfolg ist nicht nur eine Frage von Eigeninitiative und Selbstverantwortung

23.09.2011 Mechthild Bruns Gespeichert in Erfolg im Beruf, Schöne neue Berufswelt, Selbstsicherheit, Werschätzende Mitarbeiterentwicklung, Werte im Beruf 1 Kommentar »

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Gerade weil mir als Berufscoach der Erfolg jedes einzelnen Kunden am Herzen liegt, muss es jetzt einmal gesagt werden!

Obwohl jeder von uns sowieso nur eine Chance hat, nämlich „Eigeninitiative“ und „Selbstverantwortung“ an den Tag zu legen – persönlicher Erfolg stellt sich damit heutzutage nicht automatisch ein. Mir kommt der nimmer endende Ruf nach diesen beiden Tugenden aus den Unternehmen inzwischen eher wie das Abschütteln eigener Verantwortung, wenn nicht gar als moralische Bankrotterklärung der Unternehmen und ihrer Personalabteilungen vor. Die vielbeschworene unternehmerische Verantwortung wird so mal einfach auf den Einzelnen abgewälzt. Das Szenario ist hinlänglich bekannt: Junge Leute, gut ausgebildet, flexibel und fähig, finden trotz bester Studienabschlüsse zunächst einmal häufig nur einen schlecht bezahlten Praktikumsplatz aber keine angemessene Stelle. Gelingt es nach monatelangen Bemühungen, einen Job zu erwischen, so ist der Arbeitsvertrag selbstverständlich zunächst befristet. Es geht noch dreister und ist bei manchen Firmen inzwischen durchaus üblich: die Kündigung kurz vor Ablauf der Probezeit und das obwohl hervorragend gearbeitet wurde. Und auch für langjährig Beschäftigte kommt das Aus im Job immer häufiger wie aus heiterem Himmel.

Es ist unübersehbar: unsere Berufswelt hat sich in den letzten Jahren deutlich gewandelt. Und das eindeutig nicht zum Vorteil der arbeitenden Menschen. Autoren wie Richard Sennett („Der flexible Mensch“) und Jürgen Habermas („Die neue Unübersichtlichkeit“) haben es längst festgestellt: Berufstätigkeit ist für den Einzelnen immer stärker von Unsicherheit und Unüberschaubarkeit geprägt. Existenzängste machen sich breit. Denn eine jahrelang gesicherte Festanstellung in einem Unternehmen wird immer weniger wahrscheinlich, Arbeitsbedingungen verschlechtern sich und auch von angemessener Entlohnung für unsere Arbeitsleistungen müssen wir uns immer mehr verabschieden. Diese um sich greifende Praxis der Unternehmen ist aus meiner Sicht letztendlich, weil zu kurz gedacht, nicht nur ökonomisch fraglich, sondern auch moralisch höchst zweifelhaft.

Aber bei all dem gibt es auch Positives zu berichten: so prognostizierte das Handelsblatt in einem bereits 2007 erschienenen Artikel „Die Renaissance des ehrbaren Kaufmanns“, eine Initiative, die sich insbesondere im mittelständischen Bereich entwickelt (so z.B. betrieben bei der IHK Nürnberg). An mancher Stelle beginnt man sich also wieder auf unternehmerische Tugenden zu besinnen, was bedeutet, beim Wirtschaften nicht nur den eigenen ökonomischen Erfolg im Auge zu haben, sondern das Wohl der Mitarbeiter, der Gemeinschaft und der Umwelt immer mit zu bedenken. Diese Initiative verdient auf jeden Fall Beachtung. Sie ist im gesellschaftlichen Ganzen aber leider nur ein Tropfen auf den heißen Stein, wenn nicht gar, nur das letzte Hochhalten der moralischen Flagge vor dem endgültigen Untergang.

Im großen Stil hat im Zuge globaler Verflechtungen längst die Ausrichtung an rein wirtschaftsliberalen Prinzipien Einzug gehalten. Es scheint, dass mit dem Verschwinden der Einzelunternehmer aus dem ökonomischen Gefüge, Moral immer mehr in den Hintergrund gedrängt wird. Obwohl in großen Konzernen Unternehmensleitbilder moralisches Handeln versichern, in der Realität gelten dort meist ganz andere Spielregeln. Deutlich wird dies beispielsweise daran, dass moralisch verantwortlich handelnde Führungskräfte nicht selten als Gutmenschen belächelt werden. Sie werden als Idealisten abgestempelt und damit an den Rand gedrängt. Die „pragmatischen“ Entscheider, die ausschließlich den ökonomischen Erfolg im Blick haben, sind eindeutig im Vorteil. Dass diese Rechnung wohl nur kurzfristig wirksam ist, kümmert keinen.

Die große Frage: was tun?

Klar ist: als einzelne haben wir gar keine andere Chance, als für uns selbst einzustehen. Deshalb empfinde ich meine Arbeit als Coach, die ja auf das Wohl des Einzelnen ausgerichtet ist, auch als unumstritten sinnstiftend und nützlich.

Nur reicht aus meiner Sicht die Sorge für den Einzelnen und für uns selbst immer weniger aus. Ich halte es für wichtig, den individuellen Notlagen ein öffentliches Gesicht zu geben. Erste Initiativen entstehen: Menschen schließen sich zusammen und setzen sich zur Wehr. Die „Bewegung 15. Mai“ in Spanien und die Sozialproteste in Israel sind hierfür ein Ausdruck.

Das stimmt mich hoffnungsvoll.

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Der Urlaub war schön – sind die mitgebrachten Vorsätze noch zu retten?

1.09.2011 Mechthild Bruns Gespeichert in Allgemein, Erfolg im Beruf, Selbstsicherheit, Urlaub und Muße Keine Kommentare »

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Das Phänomen ist hinlänglich bekannt: Der Urlaub war schön. Wir konnten wieder einmal tun, was wir wollten: ausgiebig den Lieblingssport betreiben, ein exotisches Land bereisen oder faul in der Sonne liegen. Jetzt kehren wir mit all den neuen Eindrücken und auch mit guten Vorsätzen in den Alltag zurück: sei es, endlich mit dem Chef über die eigenen Ideen für ein vielversprechendes Projekt zu reden, sich für die neu geschaffene Stelle ins Spiel zu bringen, sich nicht mehr so stressen zu lassen, mehr Zeit für das Hobby freizuhalten oder endlich Initiative zu ergreifen und den längst überfälligen Jobwechsel vorzubereiten.

Doch kaum ist der erste Arbeitstag vorbei, hat uns der Alltag wieder: hunderte von Mails warten auf rasche Bearbeitung, der Anrufbeantworter ist randvoll, die Urlaubsvertretung muss uns dringend ins Boot holen und der Terminkalender ist schon für Wochen randvoll. Das übliche Rackern beginnt von vorn und all die guten Ideen und Vorsätze werden erst einmal beiseitegeschoben, auf später, morgen, irgendwann vertagt. Jetzt hilft nur noch eins: möglichst rasch den nächsten Urlaub zu planen – oder?

Auch wer jetzt gute Tipps annimmt, und glaubt damit dieses Mal wirklich alles besser zu machen, schmeißt oft ebenfalls schon nach kurzer das Handtuch. Woran liegt das?

Ich meine, es liegt zu großen Teilen daran, dass die Realisierung  guter Vorsätze immer Mehraufwand bedeutet. Die gute Idee muss ausgearbeitet werden, um vorzeigbar zu sein. Um die Übernahme einer neuen Aufgabe muss man sich bemühen, wenn dazu noch keine überzeugende Strategie in der Tasche ist, muss man sich eine überlegen. Den Vorsatz, sich weniger stressen zu lassen, realisiert man nicht per Knopfdruck. Und auch die Einstellung, die zu mehr Gelassenheit führt, muss man sich erst erarbeiten. Da hat man schlechte Karten, wenn der Terminkalender schon jetzt überläuft.

Dies mag wenig ermutigend klingen. Sind denn die, im Urlaub entstandenen Vorsätze überhaupt zu umzusetzen? Mit einem euphorischen „ja!!!“ will ich nicht antworten – aber was dann?

Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich folgendes beitragen: Es ist schon viel gewonnen, wenn wir mit den eigenen Vorsätzen und Zielen freundlicher umgehen. Für Vieles ist es direkt nach dem Urlaub ungünstig. Gerade dann wird viel von unserer Energie dadurch verbraucht, dass wir uns wieder auf einen anderen Zeitrhythmus  einstellen und dass wir massiv mit äußeren Anforderungen  konfrontiert werden.  Besser ist es, hierfür eine Zeit zu wählen, in der es weniger turbulent zugeht. Auch ein Eintrag im Terminkalender ist nicht tabu. Die Einhaltung des Termins kann dann gleich als Gradmesser für die Wichtigkeit des Vorhabens dienen.

Groß denken und klein anfangen hat außerdem meist die besseren Erfolgschancen. Insbesondere wenn wir uns von unseren festverankerten Gewohnheiten verabschieden wollen kann es nützlich sein, uns in kleinen wohldosierten Etappen vorwärts zu bewegen. Auch ist es angebracht, Rückschritte nicht auszuschließen. Der Weg zum Ziel ist selten geradlinig – Umwege sind möglich und oft hilfreich.

Unterstützer suchen: Jemand, der von Zeit zu Zeit zur Stelle ist und zuhört, der fragt, wie es voran geht und wie wichtig die eigenen Vorsätze noch sind, tut oft gut. Denn diese freundlichen Wesen sorgen dadurch für die kleinen, wichtigen Auszeiten im Alltag. Sie versetzen uns wieder in die Lage, uns mit unserem Innersten zu verbinden, um zu klären, wo wir stehen.

Viele Projekte brauchen eben eine Weile. Und dazu gehört auch die Verwirklichung unserer Vorsätze. Deshalb, seien wir doch gütig zu uns selbst! Auch wenn es tatsächlich oft erst einmal (nur) der nächste Urlaub ist, auf den wir uns freuen.

 

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Im Urlaub zu Hause bleiben

24.08.2011 Mechthild Bruns Gespeichert in Allgemein, Erfolg im Beruf, Urlaub und Muße Keine Kommentare »

© D.aniel - Fotolia.com

Bereits in meinem letzten Artikel hatte ich das Buch von Ulrich Schnabel „Muße: Vom Glück des Nichtstuns“ erwähnt. Jetzt möchte ich es noch einmal allen, die noch eine erquickende und nachhaltige Urlaubslektüre suchen, wärmstens empfehlen. Ich selbst konnte das Buch nur schwer aus der Hand legen und fühlte mich beim Lesen auf meinem häuslichen Balkon wie im Urlaub – wohlig und entspannt.

Den Buchtipp nochmals abzugeben ist aber nicht allein der Grund, warum ich diesen Artikel schreibe. Auch geht es mir nicht darum das Sommerloch zu füllen und deshalb einen zweiten Artikel über die Muße und das Urlaubmachen zu schreiben. Vielmehr hänge ich mit meinen Gedanken zurzeit an der spannenden Frage, wie es überhaupt möglich ist, zu sich selbst zu finden, seine innere Stimme zu kennen und auf sie zu hören. Und deshalb kreisen meine Gedanken immer noch um die Bedeutung der Muße und ums Urlaubmachen.

Warum?

Ich glaube, dass mit dem Urlaub immer Vorstellungen verknüpft sind, die auf das deuten, was uns ganz besonders am Herzen liegt. Was das sein kann, ist natürlich ganz von den eigenen Wünschen geprägt, also sehr vielfältig z.B.: Entspannung und Abschalten vom Alltag, ein Abenteuer, eine sportliche Herausforderung oder das glückliche Zusammensein mit Familie und Freunden. Mit Urlaub verbinden wir immer den Wunsch etwas zu erleben, das uns gut tut.

Wenn wir also einmal nachspüren, welche Wünsche es genau sind, die wir mit dem Urlaubmachen verbinden, dann haben wir einen Schlüssel dafür in der Hand, zu uns selbst zu finden. Denn in unseren Wünschen kommt zum Ausdruck was uns wirklich wichtig ist, was uns ausmacht.

Das die Urlaubsrealität eine ganz andere sein kann, steht auf einem anderen Blatt. Wer kennt das nicht? Familienzoff, quengelnde Kinder, schlechtes Wetter, Langeweile – ein Indikator dafür, dass die eigenen Wünsche nicht erfüllt wurden. Auch hier kann man mit der Beantwortung der Frage, was fehlt, viel über die eigenen Wünsche erfahren und spätestens beim nächsten Urlaub vieles anders machen.

Leider ist es also auch im Urlaub so, dass es uns nicht immer gelingt, mit unseren Wünschen im Einklang zu sein. Dass wir uns insbesondere im Alltag fremdgesteuert fühlen, ist allerdings der Kern der Sache. Deshalb bietet Urlaub, als Ausstieg aus dem täglichen Trott eine verbesserte Chance, unsere Wünsche zu erkennen und zu uns selbst zu finden. Damit uns dies gelingt und wir uns nicht auch dort wie Gehetzte fühlen, brauchen wir, wie so oft, eine gute Strategie. Eine habe ich in Ulrich Schnabels Buch kennengelernt: die „Odysseus-Strategie“*.

Sie stammt vom Soziologen Hartmut Rosa, mit dem Ulrich Schnabel ein lesenswertes Interview führte, das in „Zeit Online“ unter dem Titel „Muße braucht Zeit“ veröffentlicht wurde. Harmut Rosa meint damit die Möglichkeit sich selbst zur Muße zu verhelfen, indem man sich der Fülle existierender Handlungsmöglichkeiten verweigert. Im Interview sagt er: „Deshalb gehen Menschen etwa auf eine einsame Berghütte oder drei Wochen ins Kloster, wo die Zahl möglicher Optionen extrem reduziert ist. Das nenne ich die Odysseus-Strategie: Man fesselt sich selbst, um den Sirenengesängen der unendlichen Möglichkeiten nicht zu verfallen.“*

Ganz gleich ob mit der „Odysseus-Strategie“ oder einer eigenen Methode: wenn es uns gelingt, im Urlaub jene Momente der Muße zu erleben, wird es möglich den Weg zu dem zu erschließen, was uns selbst ausmacht. Auf diese Weise können wir sogar im Urlaub zu Hause bleiben.

*die „Odysseus-Strategie“ wird in Ulrich Schnabels Buch  „Muße: Vom Glück des Nichtstuns“ auf den Seiten 219-225 beschrieben.

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