Abi geschafft – was kommt danach? Zustandbeschreibung einer betroffenen Mutter

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Am letzten Freitag wurden die Abitur-Ergebnisse bekanntgegeben. Geschafft! Eine meiner Töchter ist nun durchs vieldiskutierte G8 gekommen. Mutter einer Abiturientin zu sein, das fühlt sich richtig gut an! Für kurze Zeit, denn da war doch noch was?

Ja richtig, jetzt geht es um ihren weiteren Weg. Und der ist nun nicht mehr durch das „Übertrittszeugnis“, die Berechtigung für eine von drei Schultypen bestimmt (in meinen Augen auch ein Irrwitz – aber das ist hier und heute nicht mein Thema).

Jetzt geht es um das, was nach dem Abi kommt. Und da haben all diejenigen wohl schlechte Karten, die bis jetzt nicht wissen, wie es nach der Schule weitergeht. Und dazu gehört auch meine Tochter. Also geht es jetzt darum, sich blitzschnell zu entscheiden. Die Wahl aus einer Vielzahl an Möglichkeiten und der damit verbundene Marsch durch den Dschungel an Reglementierungen, ist zu bewältigen. Um nur einige zu nennen:

  • Will man Studieren, dann geht es um den Abi-Schnitt, die Einhaltung der Bewerbungsfrist am 15.Juli und in vielen Fällen um die Vorbereitung auf ein Eignungsfestellungsverfahren (was für ein Wort!). Als hätten die jungen Leute nicht schon bewiesen, dass sie nach all dem, was hinter ihnen liegt, etwas leisten wollen.
  • Möchte man in diesem Jahr noch ein freiwilliges soziales Jahr machen, hat man in den meisten Fällen wohl Pech gehabt. Die Bewerbungsfristen sind schon längst verstrichen. Da gibt es vielleicht noch einige Restplätze – das war´s.
  • Möchte man erst mal ein Praktikum machen und sieht sich in den Stellenbörsen um, ist man schier erschlagen von der Fülle der Angebote. Es entsteht sogar der Eindruck, dass der deutsche Arbeitsmarkt zurzeit zu 80% aus Praktikantenstellen besteht (vielleicht eine Übertreibung, aber nur eine leichte). Leider auch hier wieder Fehlanzeige, denn diese Stellen werden natürlich nur an Studenten mit einschlägigen Vorerfahrungen vergeben – hätte man sich ja auch denken können.

Aber, was mache ich da gerade? Ist das alles etwa mein Problem? Ich bin die Mutter und nicht die Abiturientin! Meine Tochter ist volljährig, kann selbst entscheiden. Warum mache ich mir einen Kopf?

Ja, ich habe mich tatsächlich dabei erwischt, dass ich sofort nach der letzten Prüfung den einen oder anderen klugen Rat nicht unterdrücken konnte. Natürlich habe ich auch selbst recherchiert, wie es nun weitergehen kann. Dabei wurden die Schüler schon seit über einem Jahr bestens versorgt. Ein Schwall von Angeboten und Bewerbungstipps ging auf sie nieder. Insbesondere tausende private Hochschulen, boten auf Hochglanzpapier ihre, oft sonderbaren, Studienmöglichkeiten an. Ist ja klar. Sie müssen ja schließlich gute Renditen einfahren.

Also aufgepasst, Mutter!!! Gute Ratschläge sind im Moment deplatziert. Ich muss sie schon aushalten können, die 100% Frage von allen, die wissen, dass ich die Mutter einer Abiturientin bin. Das muss meine Tochter ja schließlich auch. Welche Frage? Ist doch klar – oder?

Was ist denn nun meine Aufgabe? Was ist hier hilfreich und gut? Ich weiß es doch eigentlich und habe schon mehrmals darüber geschrieben. (Wer will, kann es unter der Kategorie „Urlaub und Muße“ in diesem Blog nachlesen.)

Jetzt geht es für meine Tochter erst einmal um Entspannung, um Erholung und natürlich auch ums Feiern. Dazu wird die ganze Familie auf dem Abiball am Wochenende wohl ausgiebig Gelegenheit haben.

Und danach nehme ich mir vor, auf kluge Ratschläge weitestgehend zu verzichten. Nur hier und da werde ich ein wohldosiertes Unterstützungsangebot machen. Ob mir das gelingen wird?

 

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Ein Kommentar zu “Abi geschafft – was kommt danach? Zustandbeschreibung einer betroffenen Mutter”

  1. Marianne schreibt:

    Guten Abend Frau Bruns,

    Sie sprechen mir aus der Seele. Meine Tochter hat auch jetzt ihr Abi gemacht. Ich bewundere Ihre Gelassenheit.

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