„Gebt nicht auf – Ihr könnt was!“

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Kurz vor Weihnachten kommt nun ein Signal aus der Wirtschaft, auf das ich schon lange gewartet habe.

Wieder ist es Thomas Sattelberger, dem Personalvorstand und Arbeitsdirektor der Deutschen Telekom AG gelungen, sich  sich von den gängigen Statements vieler seiner Kollegen wohltuend abzusetzen. Diese werden nicht müde den Bildungsnotstand im Land nur zu beklagen. Hatte die Telekom durch Sattelbergers Initiative 2010 als erstes Dax- Unternehmen eine Frauenquote für ihr Management beschlossen, so macht er sich jetzt im heutigen Schwerpunktthema der TAZ stark für eine Wirtschaft, die im Rahmen einer neuen Bildungsoffensive gesellschaftliche Verantwortung übernehmen sollte. Auch wenn jetzt der eine oder andere Leser die zeitlich wohlplatzierte Marketingabsicht eines Personalvorstandes wittert, so bin ich der Meinung, dass es sich der Sache wegen lohnt, hier weiterzulesen.

Worum geht es Thomas Sattelberger? Zunächst einmal zeigt er sich besorgt über die Bildungssituation im Deutschland, weil die Finanzierung für 50.000 Studieninteressierte fehlt. Diese Sorge wird in Unternehmenskreisen auf breiter Ebene geteilt. Sein Unterscheidungsmerkmal ist ein anderes: wo Unternehmen gerne die Verantwortung der Politik und jedem Einzelnen zuschieben, will er auch die Unternehmen in die Pflicht nehmen. Das sind endlich neue Töne in seiner Zunft. Ich habe den Eindruck, hier hat einer die Zeichen der Zeit erkannt und macht sich für ein Umdenken stark.

Glaubwürdig werden seine ethischen Motive, über die er auch in einem Interview bei der Bertelsmann Stiftung spricht, durch Aktivitäten mit Signalwirkung. Hier nur zwei Beispiele was er in seinem Unternehmen angestoßen hat:

  • Schaffen von 1200 dualen Studienplätzen, bei denen das Unternehmen die Hälfte der Studienkosten trägt,
  • und die Übernahme von 150 Auszubildenden, die als nicht ausbildungsfähig galten.*

Gerade die zweite Initiative möchte ich etwas näher beleuchten, denn sie belegt, aus meiner Sicht, die aufgeklärte und verantwortungsvolle Einstellung. Sattelberger hat erkannt „…,dass ein Unternehmen die Vielfalt der Gesellschaft widerspiegeln muss.“, „… weil wir uns der sozialen gesellschaftlichen Verpflichtungen nicht entledigen können.“*, und vertritt die Überzeugung, dass

  • Menschen gelegentlich Unterstützung brauchen, um aus den gegebenen Begrenzungen herauszukommen,
  • auch junge Leute, die formal als nicht ausbildungsfähig gelten, über ausgeprägte Stärken und Talente verfügen,
  • Jugendliche, bei denen mal etwas schiefläuft, nicht aufgegeben werden dürfen, da auch sie bestimmte Stärken und einen Willen haben,
  • gängige Auswahlverfahren der Unternehmen, diese Begabungen und Qualitäten nicht transparent machen.*

Gerade der letzte Aspekt stimmt mich hoffnungsvoll. Denn mit der Erkenntnis, dass gegenwärtige Methoden der Personalarbeit häufig nicht greifen, wird der Blick frei für eine Personalarbeit, die sich nicht als verlängerter Arm für rein wirtschaftliche Unternehmensinteressen versteht. Sie kann damit als eine professionelle Unternehmensfunktion wirken, die weiß, wie Menschen ticken und die deshalb bestrebt ist, die Potenziale der Mitarbeiter zu erkennen und zu fördern. Sie hat verstanden, dass nur dies auf Dauer Chancen bietet, betriebswirtschaftliche und damit auch volkswirtschaftliche Erfolge einzufahren.

Abschließend möchte ich noch einmal Thomas Sattelberger zitieren, der all den abgewiesenen Jugendlichen und Abiturienten folgendes mit auf den Weg gibt:

Gebt nicht auf! Es gibt mehr und mehr Menschen, die mithelfen, dass ihr eine zweite und dritte Chance bekommt. Ich würde es für schädlich und schändlich halten, wenn wir in unserem Land zu verlorenen Generationen kämen.*

* Quelle : „Wir brauchen eine neue Offensive“, Interview mit Thomas Sattelberger von Christian Füller, Die Tageszeitung, 07.12.2011, Seite 4

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