Klein anfangen – so haben die guten Vorsätze eine Chance!

3.01.2012 Mechthild Bruns Gespeichert in Allgemein, Erfolg im Beruf, Werte im Beruf Keine Kommentare »

Foto: privat

Warum diese Überschrift? Das Jahr ist jung und der Mut durch ein paar freie Tage noch völlig ungebrochen. Da möchte man meinen, jetzt sei die beste Gelegenheit für große Ziele und gute Vorsätze. Diese Annahme ist leider falsch. „Die Zeit“ zitiert unter dem Titel „Jetzt klotze ich mal so richtig ran“ eine Studie, die uns vor Augen führt, dass 80% aller guten Vorsätze nicht umgesetzt werden, ein Viertel davon scheitern bereits in der ersten Woche des neuen Jahres.

Warum tappen viele von uns trotzdem immer wieder in diese Falle? Die Frage ist nicht leicht zu beantworten. Es kann viele Gründe geben. Möglicherweise sind die Vorsätze zu groß und übersteigen den eigenen Energiehaushalt, machen Mühe und/oder erfordern Mut.

Das ist gefundenes Fressen für den inneren Schweinehund, aber auch für die einschlägigen Gazetten. Durch sie werden wir, in alljährlich wiederkehrenden Beiträgen, mit allen verfügbaren guten Ratschlägen versorgt, die uns dabei helfen sollen, unser Ziel doch noch zu erreichen. Hier nur zwei Beispiele „Der Stern“: „So erreichen Sie Ihre Ziele“ und „Brigitte“ „Gute Vorsätze“ .

Eine erfreuliche Unverkrampftheit gegenüber den guten Vorsätzen legt Hatice Akyün in Ihrer Kolumne „Gute Vorsätze reichen nicht“ im Berliner „Tagesspiegel“ an den Tag. Sie bringt den Sachverhalt mit einem Ausspruch Ihres Vaters treffend auf den Punkt: „„Cehennemin yolu iyi niyet taslariyla döselidir“ – der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert.“ Darüber hinaus schreibt Hatice Akyün noch etwas sehr Wesentliches: „Vorsätze sollten so zielgerichtet sein, dass sie auch Wirkung entfalten. Nicht nur die eigene Befindlichkeit betreffend, sondern auch dort, wo man mit kleinen Dingen etwas bewirken kann.“

Meine Meinung: Vorsätze müssen passen – zur eigenen Person, zur aktuellen Situation, zu den jeweiligen Möglichkeiten. Und noch ein paar Bedingungen für den Erfolg:

  • Das Ziel ist attraktiv und herausfordernd.
  • Die Etappen zum Ziel sind eher klein proportioniert.
  • Die Umsetzung des Vorsatzes braucht den richtigen Zeitpunkt und dauert in der Regel eine gewisse Zeit.
  • Rückschläge sind möglich.
  • Der Weg zum Ziel ist freiwillig, wird also ohne jeglichen Widerwillen gegangen.
  • Freude ist das bestimmende Gefühl.

Ich möchte dies an einem kleinen Beispiel verdeutlichen:

Der erste Schnee hat für viele etwas Magisches. So ging es auch meiner damals vielleicht zehnjährigen Tochter. Der Garten war noch nicht ganz mit Schnee bedeckt. Aber es gab kein Halten mehr. Ein Schneemann wurde mit großem Eifer gebaut. Die Menge reichte gerade für ein etwa 40 Zentimeter hohes Männchen aus, das mit ihrem Sonnenhut ausgestattet wurde und einen putzigen Anblick bot. Gleich nach Vollendung, fotografierte sie es voller Freude und Stolz. Das Ergebnis ist auf dem Foto zu sehen.

Ich fasse zusammen: magische Anziehung (das heißt: Attraktivität der Ressourcen und des erwarteten Ergebnisses), mit Eifer zum Ziel, Freude am Tun, Stolz auf das Ergebnis – das kann der Stoff sein, mit dem gute Vorsätze eine Chance haben.

Ganz in diesem Sinne wünsche ich viel Glück und gutes Gelingen im neuen Jahr!

 

 

 

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„Gebt nicht auf – Ihr könnt was!“

7.12.2011 Mechthild Bruns Gespeichert in Berufsfindung, Erfolg im Beruf, Innovative Personalarbeit, Werschätzende Mitarbeiterentwicklung, Werte im Beruf Keine Kommentare »

© ArTo - Fotolia.com

Kurz vor Weihnachten kommt nun ein Signal aus der Wirtschaft, auf das ich schon lange gewartet habe.

Wieder ist es Thomas Sattelberger, dem Personalvorstand und Arbeitsdirektor der Deutschen Telekom AG gelungen, sich  sich von den gängigen Statements vieler seiner Kollegen wohltuend abzusetzen. Diese werden nicht müde den Bildungsnotstand im Land nur zu beklagen. Hatte die Telekom durch Sattelbergers Initiative 2010 als erstes Dax- Unternehmen eine Frauenquote für ihr Management beschlossen, so macht er sich jetzt im heutigen Schwerpunktthema der TAZ stark für eine Wirtschaft, die im Rahmen einer neuen Bildungsoffensive gesellschaftliche Verantwortung übernehmen sollte. Auch wenn jetzt der eine oder andere Leser die zeitlich wohlplatzierte Marketingabsicht eines Personalvorstandes wittert, so bin ich der Meinung, dass es sich der Sache wegen lohnt, hier weiterzulesen.

Worum geht es Thomas Sattelberger? Zunächst einmal zeigt er sich besorgt über die Bildungssituation im Deutschland, weil die Finanzierung für 50.000 Studieninteressierte fehlt. Diese Sorge wird in Unternehmenskreisen auf breiter Ebene geteilt. Sein Unterscheidungsmerkmal ist ein anderes: wo Unternehmen gerne die Verantwortung der Politik und jedem Einzelnen zuschieben, will er auch die Unternehmen in die Pflicht nehmen. Das sind endlich neue Töne in seiner Zunft. Ich habe den Eindruck, hier hat einer die Zeichen der Zeit erkannt und macht sich für ein Umdenken stark.

Glaubwürdig werden seine ethischen Motive, über die er auch in einem Interview bei der Bertelsmann Stiftung spricht, durch Aktivitäten mit Signalwirkung. Hier nur zwei Beispiele was er in seinem Unternehmen angestoßen hat:

  • Schaffen von 1200 dualen Studienplätzen, bei denen das Unternehmen die Hälfte der Studienkosten trägt,
  • und die Übernahme von 150 Auszubildenden, die als nicht ausbildungsfähig galten.*

Gerade die zweite Initiative möchte ich etwas näher beleuchten, denn sie belegt, aus meiner Sicht, die aufgeklärte und verantwortungsvolle Einstellung. Sattelberger hat erkannt „…,dass ein Unternehmen die Vielfalt der Gesellschaft widerspiegeln muss.“, „… weil wir uns der sozialen gesellschaftlichen Verpflichtungen nicht entledigen können.“*, und vertritt die Überzeugung, dass

  • Menschen gelegentlich Unterstützung brauchen, um aus den gegebenen Begrenzungen herauszukommen,
  • auch junge Leute, die formal als nicht ausbildungsfähig gelten, über ausgeprägte Stärken und Talente verfügen,
  • Jugendliche, bei denen mal etwas schiefläuft, nicht aufgegeben werden dürfen, da auch sie bestimmte Stärken und einen Willen haben,
  • gängige Auswahlverfahren der Unternehmen, diese Begabungen und Qualitäten nicht transparent machen.*

Gerade der letzte Aspekt stimmt mich hoffnungsvoll. Denn mit der Erkenntnis, dass gegenwärtige Methoden der Personalarbeit häufig nicht greifen, wird der Blick frei für eine Personalarbeit, die sich nicht als verlängerter Arm für rein wirtschaftliche Unternehmensinteressen versteht. Sie kann damit als eine professionelle Unternehmensfunktion wirken, die weiß, wie Menschen ticken und die deshalb bestrebt ist, die Potenziale der Mitarbeiter zu erkennen und zu fördern. Sie hat verstanden, dass nur dies auf Dauer Chancen bietet, betriebswirtschaftliche und damit auch volkswirtschaftliche Erfolge einzufahren.

Abschließend möchte ich noch einmal Thomas Sattelberger zitieren, der all den abgewiesenen Jugendlichen und Abiturienten folgendes mit auf den Weg gibt:

Gebt nicht auf! Es gibt mehr und mehr Menschen, die mithelfen, dass ihr eine zweite und dritte Chance bekommt. Ich würde es für schädlich und schändlich halten, wenn wir in unserem Land zu verlorenen Generationen kämen.*

* Quelle : „Wir brauchen eine neue Offensive“, Interview mit Thomas Sattelberger von Christian Füller, Die Tageszeitung, 07.12.2011, Seite 4

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Schöne neue Berufswelt II – Gründer brauchen zukünftig noch mehr Risikobereitschaft

5.10.2011 Mechthild Bruns Gespeichert in Erfolg im Beruf, Schöne neue Berufswelt, Werte im Beruf Keine Kommentare »

© clarusvisus - Fotolia.com

Am 23.09., also am Tag meines letzten Blog-Eintrags „Schöne neue Berufswelt“, fiel eine Entscheidung, die mich herausfordert, ein zusätzliches Kapitel unter der gleichen Überschrift zu schreiben. Denn durch diese Entscheidung werden ebenfalls Eigeninitiative und Selbstverantwortung statt unterstützt, gebremst und ignoriert. Ich kann mich erneut des Eindrucks nicht erwehren, dass in unserem Staat wieder einmal etwas in die absolut falsche Richtung läuft. Denn an diesem 23.09. entschied der Bundestag mit den Stimmen der CDU und der FDP über einschneidende Kürzungen beim Gründungszuschuss. Das entsprechende Gesetz wird voraussichtlich ab dem 1. November in Kraft treten.

Für Gründungswillige das Wichtigste zuerst: Um noch von der bestehenden Regelung zu profitieren, sollten sie sich beeilen und so schnell wie möglich bei der Bundesagentur für Arbeit Ihren Antrag auf Gründungszuschuss stellen.

Worum geht es konkret:
„Bislang haben Arbeitslosengeld-I-Bezieher, die ein geprüftes Gründungskonzept vorweisen, Anspruch auf finanzielle Förderung durch die Arbeitsagentur in der ersten Phase der Selbständigkeit. Sie erhalten neun Monate lang monatlich eine Unterstützung in Höhe ihres Arbeitslosengeldanspruchs sowie 300 Euro als Sozialversicherungspauschale. Bewährt sich die Gründung, können die Gründer für weitere sechs Monate mit jeweils 300 Euro gefördert werden. Nach dem Gesetzentwurf von der Leyens … (Anmerkung M.Bruns: Dieses Gesetzt wurde jetzt am 23.09. verabschiedet.), sollen sowohl Förderdauer als auch Förderhöhe sinken. Außerdem soll es künftig im Ermessen der Arbeitsagentur stehen, ob der Zuschuss gewährt wird.“(Quelle: faz.net)

Die Arbeitsministerin will mit der Gesetzesänderung bereits im Jahr 2012 eine Milliarde Euro einsparen. (Quelle: Zeit Online)
Und das obwohl der Gesetzentwurf sogar in den eigenen Reihen kritisiert wurde: Aus dem Bundeswirtschaftministerium hieß es, der Plan sei als einseitige Maßnahme „wirtschafts-und arbeitsmarktpolitisch fragwürdig“. (Quelle: faz.net)

Die überzeugendsten Gegenargumente liefert eine Studie des IAB, die belegt, dass der Gründungszuschuss eines der wirkungsvollsten Instrumente der Arbeitsmarktpolitik ist. Sie zeigt auf, dass knapp fünf Jahre nach Gründung immer noch zwischen 55 und 70 Prozent der Geförderten selbständig tätig sind. Weitere 20 Prozent befinden sich wieder in einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. (Quelle: Zeit Online) Die arbeitsmarktfördernde Wirkung wird nochmals verstärkt, wenn man bedenkt, dass Selbständige häufig wiederum Arbeitsplätze schaffen.

Soviel zu den Fakten. Was mich an der ganzen Sache besonders wütend macht, ist die Argumentation mit der die Gesetzesänderung seitens des  Arbeitsministeriums legitimiert werden soll. So hieß es, viele Arbeitslose gründeten aus der Not heraus ihr eigenes Unternehmen, um dann nur mit Mühe über die Runden zu kommen. Außerdem seien die Mitnahmeeffekte sehr hoch, denn viele hätten sich auch ohne staatliche Zuschüsse selbständig gemacht. (Quelle: Zeit Online) So kann man nur argumentieren, wenn man sehr, sehr weit von den Menschen entfernt ist, um die es geht.

Aus eigener Erfahrung als Existenzgründerin und Berufscoach kann ich sagen:

Menschen, die sich für die Selbständigkeit entscheiden

  • überwinden ihre Existenzängste,
  • nehmen ihre Sache selbstverantwortlich in die Hand,
  • beweisen Mut,
  • haben hervorragende Ideen
  • und sind in hohem Maße risikobereit.

Außerdem ist die Alternative eines sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisses nicht in jedem Fall die erfüllende Art des Broterwerbs. Es gibt für viele Menschen gute Gründe sich für die Selbständigkeit zu entscheiden. Der Ratgeberautor Andreas Lutz bringt sie im Beruf und Karriere-Teil der Süddeutschen Zeitung vom 1./2./3. Oktober 2011 (leider nicht online verfügbar) so wunderbar auf den Punkt: „Wenn Menschen sich nicht mehr auf feste Jobs bewerben, haben sie dafür gute Gründe. Und die haben in der Regel nichts damit zu tun, dass sie keine andere Chance mehr auf dem Arbeitsmarkt hätten. Die meisten Gründer wollen ihre Arbeitsschwerpunkte selbst bestimmen, politischen Ränkespielen in Unternehmen aus dem Weg gehen, flexibler sein oder keinen mürrischen Chef mehr haben, der unter Umständen geringer qualifiziert ist als sie selbst.“

In Punkto Gesetzesänderung gibt es jetzt keinen Weg zurück. Das Gesetz ist verabschiedet. Damit sind die Bedingungen unternehmerischer Initiative massiv erschwert. Das individuelle Risiko ist nochmals größer geworden. Viele werden sich nun nicht mehr trauen selbständig zu werden, möglicherweise mit dem Ergebnis, noch für längere Zeit auf staatliche Unterstützung angewiesen zu sein.

Da es keine wirklich plausiblen Gründe für diese gesetzliche Neuerung zu geben scheint, drängt sich mir der Verdacht auf, dass auch an dieser Stelle der Hebel der gesellschaftlichen Umverteilung angesetzt wurde. Gerade eben hörte ich in der Tagesschau ein Interview zum Vergleich der Lebensbedingungen 1951 und 2011. Die Tagesschau führte es mit dem Professor für empirische Sozialforschung an der Universität Konstanz Werner Georg. Er sagte dort folgendes:

„Am meisten Sorgen machen mir das Wegschmelzen der Mittelschichten, die Zunahme von Armut unter dem Einfluss der Globalisierung, die prekären Arbeitsverhältnisse, die durch Zeitarbeit geprägt sind. Wir gehen davon aus, dass nur noch etwa 70 Prozent der Menschen ‚normal‘ beschäftigt sind, der Rest befindet sich in fragilen Arbeitsverhältnissen.“

Vor dem Hintergrund dieser Einschätzung wird die Brisanz der Regierungsentscheidung nochmals deutlicher. Wann werden wir in diesem Land endlich wach und verschaffen unserem Unmut Gehör?

„We are the 99%“!!!

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Schöne neue Berufswelt – persönlicher Erfolg ist nicht nur eine Frage von Eigeninitiative und Selbstverantwortung

23.09.2011 Mechthild Bruns Gespeichert in Erfolg im Beruf, Schöne neue Berufswelt, Selbstsicherheit, Werschätzende Mitarbeiterentwicklung, Werte im Beruf 1 Kommentar »

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Gerade weil mir als Berufscoach der Erfolg jedes einzelnen Kunden am Herzen liegt, muss es jetzt einmal gesagt werden!

Obwohl jeder von uns sowieso nur eine Chance hat, nämlich „Eigeninitiative“ und „Selbstverantwortung“ an den Tag zu legen – persönlicher Erfolg stellt sich damit heutzutage nicht automatisch ein. Mir kommt der nimmer endende Ruf nach diesen beiden Tugenden aus den Unternehmen inzwischen eher wie das Abschütteln eigener Verantwortung, wenn nicht gar als moralische Bankrotterklärung der Unternehmen und ihrer Personalabteilungen vor. Die vielbeschworene unternehmerische Verantwortung wird so mal einfach auf den Einzelnen abgewälzt. Das Szenario ist hinlänglich bekannt: Junge Leute, gut ausgebildet, flexibel und fähig, finden trotz bester Studienabschlüsse zunächst einmal häufig nur einen schlecht bezahlten Praktikumsplatz aber keine angemessene Stelle. Gelingt es nach monatelangen Bemühungen, einen Job zu erwischen, so ist der Arbeitsvertrag selbstverständlich zunächst befristet. Es geht noch dreister und ist bei manchen Firmen inzwischen durchaus üblich: die Kündigung kurz vor Ablauf der Probezeit und das obwohl hervorragend gearbeitet wurde. Und auch für langjährig Beschäftigte kommt das Aus im Job immer häufiger wie aus heiterem Himmel.

Es ist unübersehbar: unsere Berufswelt hat sich in den letzten Jahren deutlich gewandelt. Und das eindeutig nicht zum Vorteil der arbeitenden Menschen. Autoren wie Richard Sennett („Der flexible Mensch“) und Jürgen Habermas („Die neue Unübersichtlichkeit“) haben es längst festgestellt: Berufstätigkeit ist für den Einzelnen immer stärker von Unsicherheit und Unüberschaubarkeit geprägt. Existenzängste machen sich breit. Denn eine jahrelang gesicherte Festanstellung in einem Unternehmen wird immer weniger wahrscheinlich, Arbeitsbedingungen verschlechtern sich und auch von angemessener Entlohnung für unsere Arbeitsleistungen müssen wir uns immer mehr verabschieden. Diese um sich greifende Praxis der Unternehmen ist aus meiner Sicht letztendlich, weil zu kurz gedacht, nicht nur ökonomisch fraglich, sondern auch moralisch höchst zweifelhaft.

Aber bei all dem gibt es auch Positives zu berichten: so prognostizierte das Handelsblatt in einem bereits 2007 erschienenen Artikel „Die Renaissance des ehrbaren Kaufmanns“, eine Initiative, die sich insbesondere im mittelständischen Bereich entwickelt (so z.B. betrieben bei der IHK Nürnberg). An mancher Stelle beginnt man sich also wieder auf unternehmerische Tugenden zu besinnen, was bedeutet, beim Wirtschaften nicht nur den eigenen ökonomischen Erfolg im Auge zu haben, sondern das Wohl der Mitarbeiter, der Gemeinschaft und der Umwelt immer mit zu bedenken. Diese Initiative verdient auf jeden Fall Beachtung. Sie ist im gesellschaftlichen Ganzen aber leider nur ein Tropfen auf den heißen Stein, wenn nicht gar, nur das letzte Hochhalten der moralischen Flagge vor dem endgültigen Untergang.

Im großen Stil hat im Zuge globaler Verflechtungen längst die Ausrichtung an rein wirtschaftsliberalen Prinzipien Einzug gehalten. Es scheint, dass mit dem Verschwinden der Einzelunternehmer aus dem ökonomischen Gefüge, Moral immer mehr in den Hintergrund gedrängt wird. Obwohl in großen Konzernen Unternehmensleitbilder moralisches Handeln versichern, in der Realität gelten dort meist ganz andere Spielregeln. Deutlich wird dies beispielsweise daran, dass moralisch verantwortlich handelnde Führungskräfte nicht selten als Gutmenschen belächelt werden. Sie werden als Idealisten abgestempelt und damit an den Rand gedrängt. Die „pragmatischen“ Entscheider, die ausschließlich den ökonomischen Erfolg im Blick haben, sind eindeutig im Vorteil. Dass diese Rechnung wohl nur kurzfristig wirksam ist, kümmert keinen.

Die große Frage: was tun?

Klar ist: als einzelne haben wir gar keine andere Chance, als für uns selbst einzustehen. Deshalb empfinde ich meine Arbeit als Coach, die ja auf das Wohl des Einzelnen ausgerichtet ist, auch als unumstritten sinnstiftend und nützlich.

Nur reicht aus meiner Sicht die Sorge für den Einzelnen und für uns selbst immer weniger aus. Ich halte es für wichtig, den individuellen Notlagen ein öffentliches Gesicht zu geben. Erste Initiativen entstehen: Menschen schließen sich zusammen und setzen sich zur Wehr. Die „Bewegung 15. Mai“ in Spanien und die Sozialproteste in Israel sind hierfür ein Ausdruck.

Das stimmt mich hoffnungsvoll.

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Erfolg im Job – Taktik hilft!

29.06.2011 Mechthild Bruns Gespeichert in Erfolg im Beruf, Werte im Beruf Keine Kommentare »

© ThorstenSchmitt - Fotolia.com

 

Es zählte schon zu meinem Erfahrungsschatz. In der Süddeutschen Zeitung vom letzten Wochenende wurde es mir jetzt auf der Seite „Beruf und Karriere“ wieder einmal bestätigt. Nicht der nette, eifrige Teamplayer, der sein Bestes gibt, sondern der taktisch geschickt agierende Kollege ist der Erfolgreichere.

Auch wenn Machtspiele im Unternehmen für viele unbeliebt und ärgerlich sind, es nützt nichts, sie sind Realität. Wie viele war auch ich jahrelang davon überzeugt, dass ich als freundliche, unterstützende Kollegin und als loyale und fachlich versierte Mitarbeiterin meine Anerkennung auch ohne viel klappern zu müssen, schon erhalten würde. Leider hat sich das nicht bestätigt. Zu soft, zu wenig Biss, das waren die mir zugeschrieben Attribute. So ist das Vorwärtskommen auf der Karriereleiter leider nicht möglich.

Da ist es auch nicht tröstlich, zu wissen, dass ich mit dieser Haltung nicht allein bin. Viele Männer, aber insbesondere Frauen tun sich schwer damit, ihre persönliche Macht auszubauen. Das bestätigte jetzt eine Studie zum Thema „Mikropolitik und Aufstiegskompetenz von Frauen“, die Professorin Daniela Rastetter gegenwärtig mit ihren Kolleginnen durchführt. Doch damit nicht genug. „Selbst wenn Frauen dieselben Strategien wie machtbewusste Männer an den Tag legen, werden sie häufig anders bewertet als ihre männlichen Kollegen“, so Rastetter in dem Artikel „Nützliche Machtspiele“. Die Beurteilungen sind bekannt: entweder zu zickig oder zu weich. Auch wenn Frauen, die sich auf den Karriereparcours begeben, damit noch zusätzliche Hürden nehmen müssen, so ist doch die Frage: wie können wir, bislang machtscheuen Wesen und damit meine ich Männer und Frauen gleichermaßen, einen für uns akzeptablen Weg zum Umgang mit der Macht im Beruf finden? Ich bin der Meinung, dass diese Frage dringend beantwortet werden muss und dies aus einem sehr einfachen Grund: Wir müssen dafür sorgen, dass all die kreative Arbeit und das echte Engagement für die Unternehmensziele endlich ins rechte Licht gerückt wird. Das sind wir uns selbst ganz besonders aber auch den Unternehmen schuldig.

Deshalb ist zunächst einmal zu klären, woher die weitverbreitete Ablehnung gegenüber dem Einsatz von Macht und Taktik im Beruf kommt? Ich kann für mich sagen, dass es vor allem meine negative Bewertung taktischen Handelns ist. Auch die Begriffsklärung macht es mir als friedliebenden Menschen da nicht wirklich leicht, eine positive Beziehung zur Taktik aufzubauen. Bei Wikipedia erfahre ich, Taktik kommt von altgiechisch τακτικά taktiká und bedeutet die Kunst, ein Heer in Schlachtordnung zu stellen.

Für mich ist darum zu allererst eine wichtige Frage zu klären: Kann ich mir und meinen Werten selber treu bleiben, wenn ich mich taktisch verhalte?

Was immer wieder hilft, wenn ich irgendwo nicht weiterkomme: eine andere Perspektive einnehmen. Ich versuche es frei nach Watzlawicks erstem Axiom „Man kann nicht nicht Kommunizieren“ und stelle die Behauptung auf: „Man kann nicht nicht taktieren.“ Damit komme ich zum Ergebnis, das keine Taktik auch eine Taktik ist, nur leider keine erfolgreiche. Also lieber doch eine Taktik aber welche? Weiter komme ich mit der Sichtweise, dass der Einsatz taktischen Handelns an sich ja wertneutral und nicht unmoralisch ist. Es kommt also darauf an, auf was meine Taktik ausgerichtet ist, welchen Zweck ich verfolge. Und hier habe ich alle Möglichkeiten mich, meinen Wertvorstellungen angemessen, für meine eigenen Interessen einzusetzen. Mit dieser Einsicht fühle ich mich entlastet. Das heißt, es ist nicht unmoralisch an der passenden Stelle deutlich zu machen, was ich geleistet habe oder was mir wichtig ist. Ich kann mich trauen und ganz auf mich bauen. Damit komme ich zu dem Schluss: Zeigen und nicht hinterm Berg halten, mich einbringen, meine Meinung sagen, das ist die Devise. Taktik hilft im Job– auch mir!

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