„Morgen ist auch noch ein Tag.“ Über das Laster des Aufschiebens

1.11.2011 Mechthild Bruns Gespeichert in Erfolg im Beruf | 1 Kommentar »

© luagamol - Fotolia.com

„Morgen ist auch noch ein Tag.“ Dieses tröstliche Mantra sprechen sich viele von uns tagtäglich zu und verschieben anstehende Aufgaben und Projekte auf den nächsten Tag, die nächste Woche oder auf unabsehbare Zeit.

Aber auch mit gegenteiligen Sprüchen wie „Was Du heute kannst besorgen …“ ist die deutsche Sprache reich gesegnet. Sie sind uns gut bekannt und haben die Funktion, uns auf das Bedrohungspotenzial, das im aufschiebenden Verhalten liegt, aufmerksam zu machen. Doch obwohl den meisten von uns diese Sprüche in den Ohren klingeln dürften, genützt haben sie oft herzlich wenig. Das mag daran liegen, dass Appelle und Ratschläge in der Regel sowieso wirkungslos verpuffen.

Das Aufschieben, das auch als „Mañana-Syndrom“ oder „Last-Minute-Prinzip“ bezeichnet wird, ist ein weit verbreitetes Phänomen. So schätzt beispielsweise der amerikanische Psychologe William Knaus „…, dass etwa 90 Prozent aller College-Studenten immer wieder mal wichtige Pflichten aussitzen.“ (Quelle). Und das oft mit dem Phänomen verbundene Leiden ist so gravierend, dass es unter dem Begriff „Prokrastination“ zum Gegenstand wissenschaftlicher Forschung geworden ist.

Dieses leidige Verhalten begegnet mir nicht nur bei meinen Kunden immer wieder, sondern es ist auch mir selbst nur allzu gut bekannt. Und es hat unliebsame Folgen. So musste ich mich beispielsweise krankmelden, weil ich den Abgabetermin meiner Diplomarbeit nicht einhalten konnte. Das ist zwar schon lange her, aber auch heute schaffe ich es gelegentlich nicht, meine eigenen Terminvorgaben einzuhalten – also Grund genug, um darüber an dieser Stelle zu schreiben.

Gerne würde ich natürlich in diesem Beitrag für alle Leidensgenossen ein paar unterstützende Hinweise geben.
Allerdings handelt es sich bei der „Aufschieberitis“, wie schon erwähnt, um ein Syndrom – also, um einen sehr vielschichtigen Sachverhalt. Deshalb muss ich zunächst leider alle enttäuschen, die an dieser Stelle auf ein, für sie garantiert wirksames Rezept zur Überwindung ihres eigenen Aufschiebeverhaltens gehofft hatten.

Grund dafür: die Vielfalt der vermuteten Ursachen. Einige davon sind auf einer überaus aufschlussreichen Internetseite zum Thema „Prokrastination“ aufgeführt:

  • Idole und abschreckende Beispiele
  • Perfektionismus
  • hohe Ablenkungsbereitschaft
  • geringe Wichtigkeit und Bedeutung
  • Akzeptanz fremder Anforderungen
  • Unklare Anforderungen
  • Unfähigkeit
  • Angst vor dem Neuen
  • Versagens- oder Entscheidungsängste.

Diese Ursachenvielfalt verweist zwingend auf die Notwendigkeit individueller Lösungswege.

So kann ich hier auch nur schildern, wie ich selbst mein Problem heute auf ein erträgliches Maß reduziert habe:

  • nur so viel planen, wie ich tatsächlich schaffen kann (Früher hätte mein Tag mehr als 24 Stunden gebraucht.)
  • jede Aufgabe in meinen Outlook-Kalender eintragen (Auch die trivialsten Aufgaben brauchen Zeit. Ich hatte das nicht berücksichtigt und geriet so schnell ins Hintertreffen.)
  • alle erledigten Aufgaben im Kalender markieren (Das macht die erzielten Erfolge sichtbar und wirkt sich damit positiv auf das Wohlbefinden aus. Früher hatte ich oft das Gefühl, zu wenig oder gar nichts erledigt zu haben.)

Allerdings lässt sich meine wichtigste Erfahrung, die mich heute trägt und zunehmend sicherer macht, mit der, Aristoteles zugeschriebenen Weisheit zusammenfassen:

„Der Anfang ist die Hälfte des Ganzen.“

Gelingt es, eine Aufgabe anzugehen und sich ihr mit aller Aufmerksamkeit zu widmen, dann bereitet oft schon die Tätigkeit selbst große Freude. Die Lösungswege, die mir vorher so viel kopfzerbrechen bereitet haben, sprudeln dann wie von selbst. Und das erzielte Ergebnis ist dann noch zusätzlicher Lohn. Das ist der Fall, weil die Erinnerung an eine erfüllte Tätigkeit nicht spurlos verpufft, sondern sich in diesem vorzeigbaren Ergebnis materialisiert.

Tags: , , , ,

AddThis Social Bookmark Button

Gründungswillige können wieder durchstarten!

17.10.2011 Mechthild Bruns Gespeichert in Allgemein, Erfolg im Beruf | Keine Kommentare »

© Stefan Schurr - Fotolia.com

Es tut gut, wenn sich wider Erwarten etwas zum Positiven wendet!

In meinem letzten Blog- Beitrag  „Schöne neue Berufswelt II –Gründer brauchen zukünftig noch mehr Risikobereitschaft“ hatte ich über die Entscheidung des Bundestages vom 23.09. berichtet, den Existenzgründern sowohl die die Höhe des Gründungszuschusses als auch die Förderdauer empfindlich zu kürzen. Alles sah so aus, als würde das entsprechende Gesetz bereits zum 1. November 2011 in Kraft treten.

Nun hat das Ganze eine erfreuliche Wendung genommen, denn der Bundesrat hat das „Gesetz zur Verbesserung der Eingliederungschancen am Arbeitsmarkt“ am vergangenen Freitag, den 14.10. in den Vermittlungsausschuss verwiesen.

In der Pressemitteilung des Bundesrates vom 14.102011 heißt es dazu:

„Der Bundesrat hat heute das Gesetz zur Verbesserung der Eingliederungschancen am Arbeitsmarkt in den Vermittlungsausschuss verwiesen.

Das Gesetz, mit dem der Bundestag die Rechtsgrundlagen der aktiven Arbeitsmarktpolitik optimieren möchte, bedarf aus Sicht der Länder in einigen Punkten der Überarbeitung und Verbesserung.

So dürfe der Gründungszuschuss, bei dem es sich um ein erfolgreiches Instrument der Arbeitsförderung handele, nicht verkürzt oder verschlechtert werden. Die sogenannte Einstiegsqualifizierung wollen die Länder auf Dauer erhalten. Die bisherige Befristung des Anwendungsbereichs der Einstiegsqualifizierung wollen sie daher aufheben.

Zudem sei – vor dem Hintergrund weiterhin hoher Arbeitslosenzahlen bei Älteren – die Kürzung der Förderdauer des „Eingliederungszuschusses“ für ältere Arbeitnehmer ab 50 Jahren zu streichen.“

Also können alle, die beabsichtigen einen Gründungszuschuss zu beantragen, jetzt erst einmal aufatmen. Die bisherigen Bedingungen bleiben zunächst auf unbestimmte Zeit gültig.

 

 

 

Tags:

AddThis Social Bookmark Button

Schöne neue Berufswelt II – Gründer brauchen zukünftig noch mehr Risikobereitschaft

5.10.2011 Mechthild Bruns Gespeichert in Erfolg im Beruf, Schöne neue Berufswelt, Werte im Beruf | Keine Kommentare »

© clarusvisus - Fotolia.com

Am 23.09., also am Tag meines letzten Blog-Eintrags „Schöne neue Berufswelt“, fiel eine Entscheidung, die mich herausfordert, ein zusätzliches Kapitel unter der gleichen Überschrift zu schreiben. Denn durch diese Entscheidung werden ebenfalls Eigeninitiative und Selbstverantwortung statt unterstützt, gebremst und ignoriert. Ich kann mich erneut des Eindrucks nicht erwehren, dass in unserem Staat wieder einmal etwas in die absolut falsche Richtung läuft. Denn an diesem 23.09. entschied der Bundestag mit den Stimmen der CDU und der FDP über einschneidende Kürzungen beim Gründungszuschuss. Das entsprechende Gesetz wird voraussichtlich ab dem 1. November in Kraft treten.

Für Gründungswillige das Wichtigste zuerst: Um noch von der bestehenden Regelung zu profitieren, sollten sie sich beeilen und so schnell wie möglich bei der Bundesagentur für Arbeit Ihren Antrag auf Gründungszuschuss stellen.

Worum geht es konkret:
„Bislang haben Arbeitslosengeld-I-Bezieher, die ein geprüftes Gründungskonzept vorweisen, Anspruch auf finanzielle Förderung durch die Arbeitsagentur in der ersten Phase der Selbständigkeit. Sie erhalten neun Monate lang monatlich eine Unterstützung in Höhe ihres Arbeitslosengeldanspruchs sowie 300 Euro als Sozialversicherungspauschale. Bewährt sich die Gründung, können die Gründer für weitere sechs Monate mit jeweils 300 Euro gefördert werden. Nach dem Gesetzentwurf von der Leyens … (Anmerkung M.Bruns: Dieses Gesetzt wurde jetzt am 23.09. verabschiedet.), sollen sowohl Förderdauer als auch Förderhöhe sinken. Außerdem soll es künftig im Ermessen der Arbeitsagentur stehen, ob der Zuschuss gewährt wird.“(Quelle: faz.net)

Die Arbeitsministerin will mit der Gesetzesänderung bereits im Jahr 2012 eine Milliarde Euro einsparen. (Quelle: Zeit Online)
Und das obwohl der Gesetzentwurf sogar in den eigenen Reihen kritisiert wurde: Aus dem Bundeswirtschaftministerium hieß es, der Plan sei als einseitige Maßnahme „wirtschafts-und arbeitsmarktpolitisch fragwürdig“. (Quelle: faz.net)

Die überzeugendsten Gegenargumente liefert eine Studie des IAB, die belegt, dass der Gründungszuschuss eines der wirkungsvollsten Instrumente der Arbeitsmarktpolitik ist. Sie zeigt auf, dass knapp fünf Jahre nach Gründung immer noch zwischen 55 und 70 Prozent der Geförderten selbständig tätig sind. Weitere 20 Prozent befinden sich wieder in einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. (Quelle: Zeit Online) Die arbeitsmarktfördernde Wirkung wird nochmals verstärkt, wenn man bedenkt, dass Selbständige häufig wiederum Arbeitsplätze schaffen.

Soviel zu den Fakten. Was mich an der ganzen Sache besonders wütend macht, ist die Argumentation mit der die Gesetzesänderung seitens des  Arbeitsministeriums legitimiert werden soll. So hieß es, viele Arbeitslose gründeten aus der Not heraus ihr eigenes Unternehmen, um dann nur mit Mühe über die Runden zu kommen. Außerdem seien die Mitnahmeeffekte sehr hoch, denn viele hätten sich auch ohne staatliche Zuschüsse selbständig gemacht. (Quelle: Zeit Online) So kann man nur argumentieren, wenn man sehr, sehr weit von den Menschen entfernt ist, um die es geht.

Aus eigener Erfahrung als Existenzgründerin und Berufscoach kann ich sagen:

Menschen, die sich für die Selbständigkeit entscheiden

  • überwinden ihre Existenzängste,
  • nehmen ihre Sache selbstverantwortlich in die Hand,
  • beweisen Mut,
  • haben hervorragende Ideen
  • und sind in hohem Maße risikobereit.

Außerdem ist die Alternative eines sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisses nicht in jedem Fall die erfüllende Art des Broterwerbs. Es gibt für viele Menschen gute Gründe sich für die Selbständigkeit zu entscheiden. Der Ratgeberautor Andreas Lutz bringt sie im Beruf und Karriere-Teil der Süddeutschen Zeitung vom 1./2./3. Oktober 2011 (leider nicht online verfügbar) so wunderbar auf den Punkt: „Wenn Menschen sich nicht mehr auf feste Jobs bewerben, haben sie dafür gute Gründe. Und die haben in der Regel nichts damit zu tun, dass sie keine andere Chance mehr auf dem Arbeitsmarkt hätten. Die meisten Gründer wollen ihre Arbeitsschwerpunkte selbst bestimmen, politischen Ränkespielen in Unternehmen aus dem Weg gehen, flexibler sein oder keinen mürrischen Chef mehr haben, der unter Umständen geringer qualifiziert ist als sie selbst.“

In Punkto Gesetzesänderung gibt es jetzt keinen Weg zurück. Das Gesetz ist verabschiedet. Damit sind die Bedingungen unternehmerischer Initiative massiv erschwert. Das individuelle Risiko ist nochmals größer geworden. Viele werden sich nun nicht mehr trauen selbständig zu werden, möglicherweise mit dem Ergebnis, noch für längere Zeit auf staatliche Unterstützung angewiesen zu sein.

Da es keine wirklich plausiblen Gründe für diese gesetzliche Neuerung zu geben scheint, drängt sich mir der Verdacht auf, dass auch an dieser Stelle der Hebel der gesellschaftlichen Umverteilung angesetzt wurde. Gerade eben hörte ich in der Tagesschau ein Interview zum Vergleich der Lebensbedingungen 1951 und 2011. Die Tagesschau führte es mit dem Professor für empirische Sozialforschung an der Universität Konstanz Werner Georg. Er sagte dort folgendes:

„Am meisten Sorgen machen mir das Wegschmelzen der Mittelschichten, die Zunahme von Armut unter dem Einfluss der Globalisierung, die prekären Arbeitsverhältnisse, die durch Zeitarbeit geprägt sind. Wir gehen davon aus, dass nur noch etwa 70 Prozent der Menschen ‚normal‘ beschäftigt sind, der Rest befindet sich in fragilen Arbeitsverhältnissen.“

Vor dem Hintergrund dieser Einschätzung wird die Brisanz der Regierungsentscheidung nochmals deutlicher. Wann werden wir in diesem Land endlich wach und verschaffen unserem Unmut Gehör?

„We are the 99%“!!!

Tags: , , ,

AddThis Social Bookmark Button

Schöne neue Berufswelt – persönlicher Erfolg ist nicht nur eine Frage von Eigeninitiative und Selbstverantwortung

23.09.2011 Mechthild Bruns Gespeichert in Erfolg im Beruf, Schöne neue Berufswelt, Selbstsicherheit, Werschätzende Mitarbeiterentwicklung, Werte im Beruf | 1 Kommentar »

© fotodesign-jegg.de - Fotolia.com

Gerade weil mir als Berufscoach der Erfolg jedes einzelnen Kunden am Herzen liegt, muss es jetzt einmal gesagt werden!

Obwohl jeder von uns sowieso nur eine Chance hat, nämlich „Eigeninitiative“ und „Selbstverantwortung“ an den Tag zu legen – persönlicher Erfolg stellt sich damit heutzutage nicht automatisch ein. Mir kommt der nimmer endende Ruf nach diesen beiden Tugenden aus den Unternehmen inzwischen eher wie das Abschütteln eigener Verantwortung, wenn nicht gar als moralische Bankrotterklärung der Unternehmen und ihrer Personalabteilungen vor. Die vielbeschworene unternehmerische Verantwortung wird so mal einfach auf den Einzelnen abgewälzt. Das Szenario ist hinlänglich bekannt: Junge Leute, gut ausgebildet, flexibel und fähig, finden trotz bester Studienabschlüsse zunächst einmal häufig nur einen schlecht bezahlten Praktikumsplatz aber keine angemessene Stelle. Gelingt es nach monatelangen Bemühungen, einen Job zu erwischen, so ist der Arbeitsvertrag selbstverständlich zunächst befristet. Es geht noch dreister und ist bei manchen Firmen inzwischen durchaus üblich: die Kündigung kurz vor Ablauf der Probezeit und das obwohl hervorragend gearbeitet wurde. Und auch für langjährig Beschäftigte kommt das Aus im Job immer häufiger wie aus heiterem Himmel.

Es ist unübersehbar: unsere Berufswelt hat sich in den letzten Jahren deutlich gewandelt. Und das eindeutig nicht zum Vorteil der arbeitenden Menschen. Autoren wie Richard Sennett („Der flexible Mensch“) und Jürgen Habermas („Die neue Unübersichtlichkeit“) haben es längst festgestellt: Berufstätigkeit ist für den Einzelnen immer stärker von Unsicherheit und Unüberschaubarkeit geprägt. Existenzängste machen sich breit. Denn eine jahrelang gesicherte Festanstellung in einem Unternehmen wird immer weniger wahrscheinlich, Arbeitsbedingungen verschlechtern sich und auch von angemessener Entlohnung für unsere Arbeitsleistungen müssen wir uns immer mehr verabschieden. Diese um sich greifende Praxis der Unternehmen ist aus meiner Sicht letztendlich, weil zu kurz gedacht, nicht nur ökonomisch fraglich, sondern auch moralisch höchst zweifelhaft.

Aber bei all dem gibt es auch Positives zu berichten: so prognostizierte das Handelsblatt in einem bereits 2007 erschienenen Artikel „Die Renaissance des ehrbaren Kaufmanns“, eine Initiative, die sich insbesondere im mittelständischen Bereich entwickelt (so z.B. betrieben bei der IHK Nürnberg). An mancher Stelle beginnt man sich also wieder auf unternehmerische Tugenden zu besinnen, was bedeutet, beim Wirtschaften nicht nur den eigenen ökonomischen Erfolg im Auge zu haben, sondern das Wohl der Mitarbeiter, der Gemeinschaft und der Umwelt immer mit zu bedenken. Diese Initiative verdient auf jeden Fall Beachtung. Sie ist im gesellschaftlichen Ganzen aber leider nur ein Tropfen auf den heißen Stein, wenn nicht gar, nur das letzte Hochhalten der moralischen Flagge vor dem endgültigen Untergang.

Im großen Stil hat im Zuge globaler Verflechtungen längst die Ausrichtung an rein wirtschaftsliberalen Prinzipien Einzug gehalten. Es scheint, dass mit dem Verschwinden der Einzelunternehmer aus dem ökonomischen Gefüge, Moral immer mehr in den Hintergrund gedrängt wird. Obwohl in großen Konzernen Unternehmensleitbilder moralisches Handeln versichern, in der Realität gelten dort meist ganz andere Spielregeln. Deutlich wird dies beispielsweise daran, dass moralisch verantwortlich handelnde Führungskräfte nicht selten als Gutmenschen belächelt werden. Sie werden als Idealisten abgestempelt und damit an den Rand gedrängt. Die „pragmatischen“ Entscheider, die ausschließlich den ökonomischen Erfolg im Blick haben, sind eindeutig im Vorteil. Dass diese Rechnung wohl nur kurzfristig wirksam ist, kümmert keinen.

Die große Frage: was tun?

Klar ist: als einzelne haben wir gar keine andere Chance, als für uns selbst einzustehen. Deshalb empfinde ich meine Arbeit als Coach, die ja auf das Wohl des Einzelnen ausgerichtet ist, auch als unumstritten sinnstiftend und nützlich.

Nur reicht aus meiner Sicht die Sorge für den Einzelnen und für uns selbst immer weniger aus. Ich halte es für wichtig, den individuellen Notlagen ein öffentliches Gesicht zu geben. Erste Initiativen entstehen: Menschen schließen sich zusammen und setzen sich zur Wehr. Die „Bewegung 15. Mai“ in Spanien und die Sozialproteste in Israel sind hierfür ein Ausdruck.

Das stimmt mich hoffnungsvoll.

Tags: , , , , , ,

AddThis Social Bookmark Button

Nach der Bewerbung nichts gehört – was tun?

7.09.2011 Mechthild Bruns Gespeichert in Richtig bewerben, Selbstsicherheit | Keine Kommentare »

© Aaron Amat - Fotolia.com

Dass sich Bewerbungsverfahren über einen längeren Zeitraum hinziehen, ist heutzutage eine übliche Praxis. Firmeninterne Abstimmungen von Fach-und Personalabteilungen sind notwendig. Und gar nicht selten müssen die ausgeschriebenen Stellen auf höherer Ebene erst noch freigegeben werden. Da können schon einmal Wochen ins Land gehen, bis Bewegung in den Stellenbesetzungsprozess kommt. Bewerber neigen in dieser Situation zu allerhand Spekulationen: im schlechtesten Fall glauben sie, für die begehrte Stelle sowieso nicht in Frage zu kommen. Das nagt dann gehörig am Selbstwertgefühl.

Damit Sie diese Situation umgehen und mehr Planungssicherheit bekommen, ist es hilfreich, mit einem Anruf nachzufassen. Das ist eine allgemein akzeptierte Vorgehensweise, mit der Sie dem Unternehmen signalisieren, dass es Ihnen mit Ihrer Bewerbung ernst ist. Außerdem zeigen Sie auf diese Weise, dass Sie am Ball bleiben.

Für den Anruf hat sich folgende Vorgehensweise bewährt:

  • Schauen Sie sich vorab Ihre Bewerbungsunterlagen noch einmal durch und legen Sie sie für Ihren Anruf bereit.
  • Wenn nicht ausdrücklich jemand anderer benannt wurde, wenden Sie sich an die Ansprechpartner, die Ihnen in der Stellenausschreibung bekanntgegeben wurden und die Ihnen vielleicht schon von einem telefonischen Erstkontakt bekannt sind.
  • Wenn Sie jetzt anrufen, sprechen Sie keine inhaltlichen oder fachlichen Fragen zur ausgeschriebenen Stelle an, sondern klären Sie formale Fragen zum weiteren Ablauf des Auswahlverfahrens.
  • So können Sie beispielsweise um die Angabe des Zeitrahmens bitten, innerhalb dessen eine Entscheidung gefällt wird. Sie können auch fragen, wann Sie mit einer Nachricht rechnen können.

So sorgen Sie dafür, dass Sie nicht weiter spekulieren müssen. Das macht Ihren Kopf wieder frei. Jetzt erfahren Sie im Idealfall, dass Sie noch im Rennen sind, wie lange der Auswahlprozess noch dauern wird, oder auch – zunächst sicher weniger erfreulich – dass man sich bereits für einen anderen Bewerber entschieden hat. Diese Gewissheit ist im ersten Moment sicher nicht angenehm, hat aber auch ihr Gutes, denn jetzt können Sie sich wieder voll auf die Suche nach Ihrem Traumjob konzentrieren. Und bei einem positiven Bescheid Sie haben Sie jetzt schon die Gelegenheit, sich auf die weiteren Schritte vorbereiten.

 

 

 

 

 

Tags: , , ,

AddThis Social Bookmark Button

Der Urlaub war schön – sind die mitgebrachten Vorsätze noch zu retten?

1.09.2011 Mechthild Bruns Gespeichert in Allgemein, Erfolg im Beruf, Selbstsicherheit, Urlaub und Muße | Keine Kommentare »

© mipan - Fotolia.com

 

Das Phänomen ist hinlänglich bekannt: Der Urlaub war schön. Wir konnten wieder einmal tun, was wir wollten: ausgiebig den Lieblingssport betreiben, ein exotisches Land bereisen oder faul in der Sonne liegen. Jetzt kehren wir mit all den neuen Eindrücken und auch mit guten Vorsätzen in den Alltag zurück: sei es, endlich mit dem Chef über die eigenen Ideen für ein vielversprechendes Projekt zu reden, sich für die neu geschaffene Stelle ins Spiel zu bringen, sich nicht mehr so stressen zu lassen, mehr Zeit für das Hobby freizuhalten oder endlich Initiative zu ergreifen und den längst überfälligen Jobwechsel vorzubereiten.

Doch kaum ist der erste Arbeitstag vorbei, hat uns der Alltag wieder: hunderte von Mails warten auf rasche Bearbeitung, der Anrufbeantworter ist randvoll, die Urlaubsvertretung muss uns dringend ins Boot holen und der Terminkalender ist schon für Wochen randvoll. Das übliche Rackern beginnt von vorn und all die guten Ideen und Vorsätze werden erst einmal beiseitegeschoben, auf später, morgen, irgendwann vertagt. Jetzt hilft nur noch eins: möglichst rasch den nächsten Urlaub zu planen – oder?

Auch wer jetzt gute Tipps annimmt, und glaubt damit dieses Mal wirklich alles besser zu machen, schmeißt oft ebenfalls schon nach kurzer das Handtuch. Woran liegt das?

Ich meine, es liegt zu großen Teilen daran, dass die Realisierung  guter Vorsätze immer Mehraufwand bedeutet. Die gute Idee muss ausgearbeitet werden, um vorzeigbar zu sein. Um die Übernahme einer neuen Aufgabe muss man sich bemühen, wenn dazu noch keine überzeugende Strategie in der Tasche ist, muss man sich eine überlegen. Den Vorsatz, sich weniger stressen zu lassen, realisiert man nicht per Knopfdruck. Und auch die Einstellung, die zu mehr Gelassenheit führt, muss man sich erst erarbeiten. Da hat man schlechte Karten, wenn der Terminkalender schon jetzt überläuft.

Dies mag wenig ermutigend klingen. Sind denn die, im Urlaub entstandenen Vorsätze überhaupt zu umzusetzen? Mit einem euphorischen „ja!!!“ will ich nicht antworten – aber was dann?

Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich folgendes beitragen: Es ist schon viel gewonnen, wenn wir mit den eigenen Vorsätzen und Zielen freundlicher umgehen. Für Vieles ist es direkt nach dem Urlaub ungünstig. Gerade dann wird viel von unserer Energie dadurch verbraucht, dass wir uns wieder auf einen anderen Zeitrhythmus  einstellen und dass wir massiv mit äußeren Anforderungen  konfrontiert werden.  Besser ist es, hierfür eine Zeit zu wählen, in der es weniger turbulent zugeht. Auch ein Eintrag im Terminkalender ist nicht tabu. Die Einhaltung des Termins kann dann gleich als Gradmesser für die Wichtigkeit des Vorhabens dienen.

Groß denken und klein anfangen hat außerdem meist die besseren Erfolgschancen. Insbesondere wenn wir uns von unseren festverankerten Gewohnheiten verabschieden wollen kann es nützlich sein, uns in kleinen wohldosierten Etappen vorwärts zu bewegen. Auch ist es angebracht, Rückschritte nicht auszuschließen. Der Weg zum Ziel ist selten geradlinig – Umwege sind möglich und oft hilfreich.

Unterstützer suchen: Jemand, der von Zeit zu Zeit zur Stelle ist und zuhört, der fragt, wie es voran geht und wie wichtig die eigenen Vorsätze noch sind, tut oft gut. Denn diese freundlichen Wesen sorgen dadurch für die kleinen, wichtigen Auszeiten im Alltag. Sie versetzen uns wieder in die Lage, uns mit unserem Innersten zu verbinden, um zu klären, wo wir stehen.

Viele Projekte brauchen eben eine Weile. Und dazu gehört auch die Verwirklichung unserer Vorsätze. Deshalb, seien wir doch gütig zu uns selbst! Auch wenn es tatsächlich oft erst einmal (nur) der nächste Urlaub ist, auf den wir uns freuen.

 

Tags: , , ,

AddThis Social Bookmark Button

Im Urlaub zu Hause bleiben

24.08.2011 Mechthild Bruns Gespeichert in Allgemein, Erfolg im Beruf, Urlaub und Muße | Keine Kommentare »

© D.aniel - Fotolia.com

Bereits in meinem letzten Artikel hatte ich das Buch von Ulrich Schnabel „Muße: Vom Glück des Nichtstuns“ erwähnt. Jetzt möchte ich es noch einmal allen, die noch eine erquickende und nachhaltige Urlaubslektüre suchen, wärmstens empfehlen. Ich selbst konnte das Buch nur schwer aus der Hand legen und fühlte mich beim Lesen auf meinem häuslichen Balkon wie im Urlaub – wohlig und entspannt.

Den Buchtipp nochmals abzugeben ist aber nicht allein der Grund, warum ich diesen Artikel schreibe. Auch geht es mir nicht darum das Sommerloch zu füllen und deshalb einen zweiten Artikel über die Muße und das Urlaubmachen zu schreiben. Vielmehr hänge ich mit meinen Gedanken zurzeit an der spannenden Frage, wie es überhaupt möglich ist, zu sich selbst zu finden, seine innere Stimme zu kennen und auf sie zu hören. Und deshalb kreisen meine Gedanken immer noch um die Bedeutung der Muße und ums Urlaubmachen.

Warum?

Ich glaube, dass mit dem Urlaub immer Vorstellungen verknüpft sind, die auf das deuten, was uns ganz besonders am Herzen liegt. Was das sein kann, ist natürlich ganz von den eigenen Wünschen geprägt, also sehr vielfältig z.B.: Entspannung und Abschalten vom Alltag, ein Abenteuer, eine sportliche Herausforderung oder das glückliche Zusammensein mit Familie und Freunden. Mit Urlaub verbinden wir immer den Wunsch etwas zu erleben, das uns gut tut.

Wenn wir also einmal nachspüren, welche Wünsche es genau sind, die wir mit dem Urlaubmachen verbinden, dann haben wir einen Schlüssel dafür in der Hand, zu uns selbst zu finden. Denn in unseren Wünschen kommt zum Ausdruck was uns wirklich wichtig ist, was uns ausmacht.

Das die Urlaubsrealität eine ganz andere sein kann, steht auf einem anderen Blatt. Wer kennt das nicht? Familienzoff, quengelnde Kinder, schlechtes Wetter, Langeweile – ein Indikator dafür, dass die eigenen Wünsche nicht erfüllt wurden. Auch hier kann man mit der Beantwortung der Frage, was fehlt, viel über die eigenen Wünsche erfahren und spätestens beim nächsten Urlaub vieles anders machen.

Leider ist es also auch im Urlaub so, dass es uns nicht immer gelingt, mit unseren Wünschen im Einklang zu sein. Dass wir uns insbesondere im Alltag fremdgesteuert fühlen, ist allerdings der Kern der Sache. Deshalb bietet Urlaub, als Ausstieg aus dem täglichen Trott eine verbesserte Chance, unsere Wünsche zu erkennen und zu uns selbst zu finden. Damit uns dies gelingt und wir uns nicht auch dort wie Gehetzte fühlen, brauchen wir, wie so oft, eine gute Strategie. Eine habe ich in Ulrich Schnabels Buch kennengelernt: die „Odysseus-Strategie“*.

Sie stammt vom Soziologen Hartmut Rosa, mit dem Ulrich Schnabel ein lesenswertes Interview führte, das in „Zeit Online“ unter dem Titel „Muße braucht Zeit“ veröffentlicht wurde. Harmut Rosa meint damit die Möglichkeit sich selbst zur Muße zu verhelfen, indem man sich der Fülle existierender Handlungsmöglichkeiten verweigert. Im Interview sagt er: „Deshalb gehen Menschen etwa auf eine einsame Berghütte oder drei Wochen ins Kloster, wo die Zahl möglicher Optionen extrem reduziert ist. Das nenne ich die Odysseus-Strategie: Man fesselt sich selbst, um den Sirenengesängen der unendlichen Möglichkeiten nicht zu verfallen.“*

Ganz gleich ob mit der „Odysseus-Strategie“ oder einer eigenen Methode: wenn es uns gelingt, im Urlaub jene Momente der Muße zu erleben, wird es möglich den Weg zu dem zu erschließen, was uns selbst ausmacht. Auf diese Weise können wir sogar im Urlaub zu Hause bleiben.

*die „Odysseus-Strategie“ wird in Ulrich Schnabels Buch  „Muße: Vom Glück des Nichtstuns“ auf den Seiten 219-225 beschrieben.

Tags: , , , ,

AddThis Social Bookmark Button

Süßes Nichtstun – vom Wert der Faulheit

18.08.2011 Mechthild Bruns Gespeichert in Allgemein, Urlaub und Muße | Keine Kommentare »

© Felix Schollmeyer - Fotolia.com

Die Urlaubszeit bietet mir den idealen Anknüpfungspunkt für eines meiner Lieblingsthemen. Als „dolce far niente“ – süßes Nichtstun wird es in Italien bezeichnet. In unserer heutigen Arbeitswelt, in der die Optimierer eifrig am Werk sind, ist es schon so gut wie ausgerottet, denn auch der letzte Faulpelz ist wohl schnell enttarnt. Auch in der verbleibenden Freizeit gibt es immer weniger echte freie Zeit, denn auch hier neigen wir dazu, immer mehr Zeit zu verplanen. Es gilt keineswegs als unschicklich zu erwarten, dass Mitarbeiter im Urlaub Mails bearbeiten und betriebliche Telefongespräche führen. Kurz: es scheint immer weniger angesagt und es fällt zunehmend schwer, dass wir uns Zeiten zu gönnen, in denen wir uns ganz der Muße hingeben.

Warum das so ist? Diese Frage ist, wie so oft, nicht leicht zu beantworten. Fest zu stehen scheint, dass Muße, wie so vieles andere, durchaus ambivalente Wirkung erzeugen kann. Wer kennt nicht den Spruch „Müßiggang ist aller Laster Anfang“. Der Spruch hat seinen Ursprung vermutlich im christlichen Denken. Denn in der christlichen Theologie wird „… Müßiggang in die sieben „Hauptlaster“ oder „Wurzelsünden“ eingeordnet, die ihrerseits die Todsünde nach sich ziehen können.“(zitiert aus dem Wikipedia-Beitrag „Müßiggang„).

Dabei ist der Wert gelegentlicher Faulheit eigentlich schon lange bekannt. Bereits in der Antike „… galt die Muße (im Sinne von Kontemplation) als erstrebenswertes Ideal. Marcus Tullius Cicero prägte den Begriff des otium cum dignitate, der mit wissenschaftlicher und philosophischer Betätigung verbrachten „würdevollen Muße“ in Zurückgezogenheit (De Oratore I,1-2).“*

Das richtige Maß zwischen Fleiß und Faulheit zu finden, hat mich schon immer beschäftigt. So habe ich mir vor über dreißig Jahren eine Aufsatzsammlung von Hermann Hesse mit dem Titel „Die Kunst des Müßiggangs“ gekauft. Hesse vertritt dort im gleichnamigen Aufsatz die Meinung, dass wir von Kind an mit dem Ideal des „atemlosen Angestrengtseins“ konfrontiert würden und deshalb keine Übung im richtigen Umgang mit der Muße besäßen. Interessant finde ich, dass Hesse hier von einer Kunst spricht, die es wieder zu erlernen gilt.

Wie diese Kunst, also der richtige Umgang mit der Muße dimensioniert ist, wurde mir spätestens bei der Recherche für diesen Beitrag deutlich. Ich empfinde es deshalb anmaßend und unpassend, mich an dieser Stelle um eine Zusammenfassung zu bemühen. Denn ganze Heerscharen von Philosophen, Wissenschaftlern, Literaten und Zeitgenossen haben sich mit diesem Thema befasst. So zum Beispiel Bertrand Russel in „Lob des Müßiggangs„, Salmon Rushdie in der Frankfurter Rundschau vom 29.01.2010 unter dem Titel „Trägheit – das kosmische Laster“ oder aktuell und eher eine pragmatische Annäherung an das Thema, der Wissenschaftsjournalist Ulrich Schnabel in seinem 2010 veröffentlichten Buch „Muße: Vom Glück des Nichtstuns„.

Dieses Glück des Nichtstuns ist es, das ich mir immer wieder gönne und das ich genieße. Es stellt sich ein, wenn es mir gelingt, in der Zeit der Muße ganz bei mir selbst anzukommen. Es macht den Kopf frei für neue Ideen, lässt Entschlüsse reifen und setzt Kraft für neue Taten frei. Dieses erlebte Glück adelt die Faulheit und macht sie wertvoll.

Wer jetzt oder in nächster Zeit beabsichtigt sich dem süßen Nichtstun hinzugeben, dem empfehle ich, den vielen Links dieses Artikels nachzugehen – es lohnt sich!

*zitiert aus dem Wikipedia-Beitrag „Faulheit

Tags: , , ,

AddThis Social Bookmark Button

Das Ich – ein wirkungsloses Rädchen im Getriebe?

10.08.2011 Mechthild Bruns Gespeichert in Erfolg im Beruf, Selbstsicherheit, Werschätzende Mitarbeiterentwicklung | Keine Kommentare »

© Jamiga - Fotolia.com

Schon meinen vorletzten Artikel hatte ich mit dem Titel „Ich bin wichtig!“ überschrieben. Darin beleuchtete ich, wie bedeutsam es für die Motivation der Mitarbeiter ist, dass Führungskräfte ihnen Vertrauen und Wertschätzung gegenüber bringen. Heute bin ich beim Durchblättern meiner Zeitschriften auf den Artikel „Systematisch zum Selbst“ gestoßen, den Volker Kitz und Manuel Tusch in „managerSeminare“, im April 2011 geschrieben haben (leider für Nicht-Abonnenten nicht kostenfrei zu lesen). Da sie eine weitere Facette des  vielschichtigen Themas „Ich selber sein“ sichtbar machen, schreibe ich jetzt noch einmal darüber.

Kitz und Tusch berichten, dass immer mehr Menschen das Gefühl haben, „…nicht mehr Herr im eigenen Leben zu sein.“* Diese Menschen „…fühlen sich getrieben, gehetzt, fast wie ferngesteuert. Und werden darüber unglücklich.“*Als eine wichtige Ursache für diese umsichgreifende Befindlichkeit machen sie das fehlende Selbstwirksamkeitsgefühl aus.

Nicht wirksam und erfolgreich zu sein, dieses Gefühl kenne ich sehr gut aus eigener Erfahrung, als ich über mehrere Jahre immer und immer wieder Qualifizierungskonzepte erarbeitet habe, die – obwohl für gut und passend befunden – letztendlich aus Budgetgründen doch nicht realisiert wurden. Auch viele meiner Kunden kommen zu mir, weil sie sich nur noch als nutzlose Rädchen im Getriebe empfinden und haben oft alle Freude und Motivation an ihrer aktuellen Tätigkeit verloren. Die Gründe hierfür sind wie immer vielfältig. Mal ist es der Chef, der bei jeder vorgelegten Arbeit zeigen muss, dass er fachlich noch immer die Nase vorn hat, mal sind es die Entscheidungen der Geschäftsleitung, die der Nachbarabteilung die größere strategische Bedeutung beimessen und sie bei der Verteilung der Gelder begünstigen, mal ist es ein taktisch besonders gewiefter Kollege, der einem in Meetings regelmäßig die Show stiehlt, oder es ist gar ein diffuses Gemengelage, das man selber schon längst nicht mehr durchschaut.

Das fatale an all diesen Situationen und Ereignissen ist: sie hinterlassen Spuren. Wer sich selbst nicht mehr wirksam und erfolgreich erlebt, verliert „die zentrale Zutat zum Glücklichsein“* und auf die Dauer sein Selbstwertgefühl. Damit ist der Teufelskreis eröffnet.

Jetzt heißt es, den goldenen Schlüssel zu finden, um aussteigen zu können.

Gute Hinweise, was zur Lösung beitragen kann, liefert der Wikipedia-Eintrag zum Thema „Selbstwirksamkeitserwartung“. Dort wird das Konzept von Albert Bandurazitiert:

„Das Konzept entwickelte Albert Bandura in den 1980er Jahren. Er nennt vier verschiedene Quellen, die die Selbstwirksamkeitserwartung einer Person beeinflussen können.

1. Meisterung von schwierigen Situationen
Erfolg bei der Bewältigung einer schwierigen Situation stärkt den Glauben an die eigenen Fähigkeiten – man traut sich auch in Zukunft solche Situationen zu –, während Misserfolge dazu führen können, an der eigenen Kompetenz zu zweifeln und in Zukunft vergleichbare Situationen eher zu meiden. Damit es zu einer solchen Beeinflussung der eigenen Selbstwirksamkeitserwartung durch (Miss-)Erfolgserlebnisse kommt, müsse die Person jedoch diese (Miss-)Erfolge ihrer eigenen (Un-)Fähigkeit zuschreiben (d. h. internal und stabil attribuieren). Menschen mit einer hohen Selbstwirksamkeit zeigten demnach trotz einzelner Rückschläge eine höhere Frustrationstoleranz.

2. Beobachtungen von Vorbildern
Meisterten andere Menschen, mit Fähigkeiten, die den eigenen gleichen, eine Aufgabe, traue man sie sich selbst auch eher zu. Andererseits demotiviere ein Misserfolg solcher Personen. Dabei gelte: Je größer die Ähnlichkeit zur beobachteten Person, desto stärker die Beeinflussung durch das Vorbild.

3. Soziale Unterstützung
Menschen, denen gut zugeredet wird und denen von anderen zugetraut werde, eine bestimmte Situation zu meistern, strengten sich eher an. Sie glaubten mehr an sich, als wenn andere an ihren Fähigkeiten zweifelten. Zugleich sei es wichtig, jemanden nicht unrealistisch zu fordern – das würde bei wiederholtem Misserfolg eher demotivieren.

4. Physiologische Reaktionen
Die eigenen physiologischen Reaktionen auf eine neue Anforderungssituation sind oft Grundlage unserer Situations- und Selbstwirksamkeitsbewertung. Herzklopfen, Schweißausbrüche, Händezittern, Frösteln, Übelkeit z. B. gehen oft mit emotionalen Reaktionen wie Anspannung oder Angst einher. Diese Anzeichen ließen sich leicht als Schwäche interpretieren und Selbstzweifel aufkommen. Ein Abbau von Stressreaktionen könne Menschen helfen, entspannter an Herausforderungen heranzugehen und sie so besser zu meistern.“

Folgt man Banduras Konzept ist es nützlich, im Job an folgenden Rädern drehen, um sich wieder selbstwirksam und erfolgreich zu erleben:

  • Kommt man im Job auf keinen grünen Zweig, kann es nützlich sein, nach Vorbildern oder guten Rollenmodellen Ausschau zu halten und sich mit dem eigenen Verhalten an ihnen zu orientieren.
  • Gelingt es, ungesunden Stress abzubauen und entspannter zu agieren, sind Anforderungen besser zu erkennen und Ergebnisse mit erhöhter Qualität zu liefern – eine wichtige Voraussetzung für Erfolg.
  • Wie wichtig soziale Unterstützung und Lob für das eigene Selbstwertgefühl ist, darüber hatte ich bereits in meinem Beitrag „Ich bin wichtig!“ geschrieben.
  • Bleiben Erfolge über einen längeren Zeitraum aus, ist auch die höchste Frustrationstoleranz irgendwann erschöpft. Da hilft es, sich seine Bestätigung in anderen Feldern zu suchen oder wenn gar nichts mehr nützt, den Job zu wechseln.

*zitiert aus: managerSeminare“, April 2011, Heft 157, Seite 53

Tags: , , , ,

AddThis Social Bookmark Button

Überflieger oder Normalos – welche Mitarbeiter sind die besten?

4.08.2011 Mechthild Bruns Gespeichert in Werschätzende Mitarbeiterentwicklung | Keine Kommentare »

© Lida Salatian - Fotolia.com

Es ist schon bemerkenswert, welchen Einfluss wirtschaftliche Entwicklungen auf die vorherrschenden Meinungen im Management haben. Ähnlich wie Bank-Geschäfte sind auch sie hoch volatil.

Gerade noch haben die Unternehmen den „War for Talents“ ausgerufen, keine Mühen gescheut und Millionen in die Hand genommen, um die vermeintlich klügsten Köpfe ins Boot zu holen. Doch zeitgleich mit dem wirtschaftlichen Aufschwung, der den Unternehmen hierzulande beschert wird, muss ein anderes Mindset her, denn angeblich bietet der Markt kaum noch Nachwuchs mit Highperforming-Qualitäten.

Wen wundert es da, wenn die Schnellsten ihrer Zunft jetzt die Fortsetzung des „War for Talents“ für einen großen Fehler halten. So titelte Christian Rickens auf der Karriereseite von „Spiegel online“ am 01. August: „Schluss mit den Star Wars“. Er berichtet dort über einen Blog-Beitrag von William C. Tailor auf der Website der „Harvard Business Review“ mit dem Titel „Great People Are Overrated„.

Taylor, der Gründer von „Fast Company“, einer der erfolgreichsten US-Zeitschriftengründungen der letzten Jahrzehnte und früher eiserner Verfechter der Highpotential-Strategy, berichtet dort über seine Wandlung vom Saulus zum Paulus. „Taylors Argumentation: US-Unternehmen haben sich in einen Geniekult verrannt. Sie sind bereit, Millionen und Abermillionen von Dollar über einer kleinen Gruppe von Superstars auszuschütten, statt für ungleich weniger Geld ein ausgewogenes Team zusammenzustellen, das nicht funkelt vor individueller Brillanz, aber dafür mit kollektiven Fähigkeiten überzeugt“.*

Was hat Taylor zu dieser Wandlung veranlasst, die in den USA bereits eine große kontroverse Debatte ausgelöst hat? Zugrunde liegt die, durch Studien belegte Erfahrung, dass „…die Treffsicherheit vermeintlich besonders guter Aktienanalysten an der Wall Street schlagartig abnahm, sobald sie den Arbeitsplatz gewechselt hatten – weil ihre Fähigkeiten eben nur im richtigen Betriebsklima, umgeben von den richtigen Kollegen, wirklich gedeihen konnten.“*

Warum berichte ich über diese Diskussion?

Weil ich der Meinung bin, dass ein Perspektivenwechsel, bei dem zukünftig stärker auf den Normalo-Mitarbeiter als auf den Überflieger gesetzt wird, längst überfällig ist. Denn schon lange schreibt man sich in den HR-Abteilungen auf die Fahnen systemisch zu denken und zu handeln. Doch, indem man seine ganze Energie auf die Auswahl von „Höchstleistern“ fokussiert, hat man zumindest in Punkto Mitarbeiterauswahl und –Entwicklung immer noch eine völlig andere Brille auf. Und genau damit ist man in eine Falle getappt. Denn man hat dabei die Wirkfaktoren des Zusammenspiels aller Mitarbeiter aus dem Blick verloren. Das Ergebnis dieser Herangehensweise – Demotivation der Mehrheit der Mitarbeiter. (Hierüber hatte ich bereits in meinem letzten Beitrag berichtet.)

Aber in welche Richtung sollte man sich orientieren, um einen Ausweg aus diesem Dilemma zu finden? Hierzu einige Gedanken:

  • Gute Leute werden im Wesentlichen vom Team gemacht. Ob ein neuer Mitarbeiter reüssiert, hängt zu großen Teilen von den Rahmenbedingungen ab, die er vorfindet. (z.B.: vom Betriebsklima, von einer durch Vertrauen und Kommunikationsbereitschaft geprägten Führungskultur, von kooperationsbereiten Kollegen, von Aufgaben, die das passende Maß an Herausforderungen bieten, vom geeigneten Arbeitsort und Arbeitsplatz…). Berücksichtigt man diese Faktoren, braucht man sich bei der Mitarbeiterauswahl nicht darauf zu fokussieren, die Allerbesten ihrer Zunft zu finden.
  • Siegertypen neigen eher dazu einsame Entscheidungen zu treffen, denn es liegt in der Natur der Sache, dass Sie in Kooperation wenig geübt sind und ihre sozialen Kompetenzen deshalb oft weniger stark ausgeprägt haben. Die Folge: sie verlieren leicht den Kontakt zu ihren Mitarbeitern und können deshalb ihre Leute längerfristig nicht bei der Stange halten. Besser ist es deshalb, wenn gerade Führungskräfte ausgeprägte kommunikative und integrierende Fähigkeiten besitzen und in der Lage sind, sich fachlich zurücknehmen.
  • Die, in den Unternehmen oft übliche Einteilung in High-Potentials, Leistungsträger und Low-Performer schadet mehr als das sie nützt. Man bedenke, dass diese Klassifizierung im Wesentlichen erst vom System produziert wird. Besser ist es, die individuellen Stärken aller Mitarbeiter im Blick zu halten und sie ihren Fähigkeiten entsprechend einzusetzen.

Alles in allem tun Unternehmen tun gut daran, die Heilsbringung nicht von der Exzellenz einzelner Mitarbeiter zu erwarten, sondern die Führung und Förderung des ganzen Teams im Blick zu halten. Denn ein exzellentes Team, das Spitzenleistungen erbringt, muss geformt werden und ist nur dann möglich, wenn dieses Team intelligent geführt wird. Das heißt, wenn die Führung in der Lage ist, Verantwortung zu übertragen, Gestaltungs- und Entscheidungsräume zu bieten, zu wissen, wer gebraucht wird und wer ins Team passt. Vor allem aber heißt es, für ein Klima zu sorgen, in dem es allen Mitarbeitern möglich ist, vertrauensvoll zusammenzuarbeiten.

* zitiert aus: Spiegel online vom 01.08.2011

Tags: , , , ,

AddThis Social Bookmark Button